QR-Code und Kaffee

Manch einem Friedhof haftet ein verstaubtes Image an. Dass Tod und Abschied aber nicht nur bedrückend sein müssen, beweisen kreative und bunte Ideen.
Ein QR-Code liegt zwischen Pflanzen auf einer Grabstätte auf dem Melaten Friedhof in Köln. FOTO: OLIVER BERG/DPA

Friedhöfe sind ein Ort der Stille und der Trauer - das gilt auch in Nordrhein-Westfalen. Doch das oftmals verstaubte Image der Begräbnisstätten hat sich aus Expertensicht stark gewandelt. „Ein Friedhof ist über der Erde auch ein Ort für die Lebenden“, sagt Christian Jäger, Geschäftsführer des Bestatterverbandes NRW.

Die teils parkähnlichen Anlagen dienen als grüne Lunge der Stadt dem Mikroklima. Und aus Sicht des Bestatterverbandes ist im angemessenen Rahmen durchaus noch mehr möglich. Noch seien die Begräbnisstätten im „Dornröschenschlaf“, doch Kreativität, Veranstaltungen und gastronomische Angebote fänden sich langsam auf den Friedhöfen in NRW wieder.

In einigen Kommunen werden unter anderem mobile Cafés auf dem Friedhof aufgebaut. Einmal im Monat treffen sich rund 20 Menschen auf einen Plausch mitten auf einem Friedhof in Rheine. „Erzählen, lachen, sich austauschen - auch so was darf man auf dem Friedhof“, erklärt Anna Held, Pastoralreferentin der katholischen Kirchengemeinde im Stadtteil Eschendorf. Das Angebot bringe Menschen zusammen, die sonst nur in stiller Trauer das Grab ihrer Angehörigen besuchten. Auch in vielen weiteren NRW-Kommunen sind ähnliche Angebote zu finden, so etwa in Neuenkirchen im Münsterland, in Marl oder in Düren.

Und auch in Sachen Beerdigungen tut sich was. Farbenvielfalt und Kreativität sind hier die neuen Stichworte: „Was wir seit einigen Jahren beobachten: Die Abschiednahme wird sehr viel bunter gestaltet“, so Jäger. Verstorbene würden oft zu Lebzeiten schon festlegen, wie sie verabschiedet werden wollten. „Dann kommen Gäste auch mal bunt gekleidet zur Trauerfeier.“

Trauerfeier im Zoo oder in der Kneipe

Diesen Trend bestätigt auch Marie Thiermann vom Be-stattungsunternehmen „Lebenslicht“ in Düsseldorf. „Meistens ist das Leben bunt und vielfältig“ so dürften auch die Abschiedsfeier und ein Begräbnis sein. Ume oder Sarg könnten bunt bemalt werden. Die „Lebensfeier“, wie Thiermann sie nennt, habe sie auch schon im Zoo, in einer Kneipe oder in der Reithalle organisiert. „Ob wir jetzt die Erde vom Friedhof nehmen, die Sägespäne aus Opas Werkstatt oder Konfetti, um der verstorbenen Karnevalistin zu gedenken“, der Kreativität seien nur selten Grenzen gesetzt.

Und auch beim Grab selbst kann es bunt werden. „Blätter im Wind“ heißt eineBestattungsform auf dem Friedhof in Würselen. Dabei handelt es sich um bunte Glas-Blätter, die mit dem Namen des Verstorbenen beschriftet werden können und an einem Gestell aus dünnen Edelstahlrohren schweben. Die Verstorbenen werden unter der Blätter-Installation in einem Urnengemeinschaftsgrab beigesetzt.

QR-Code auf dem Grabstein

Nicht nur vor Ort, sondern auch digital kann vielfältig Abschied genommen werden. „Wir sind eine sehr verstreute Gesellschaft geworden“, sagt Jäger. Eine hybride Abschiednahme, etwa über ein Online-Trauerportal, auf dem Fotos oder ein Film hinterlegt werden könnten, sei durchaus üblich.

Etwas ungewöhnlicher wird es beim QR-Code auf dem Grabstein. Der TV-Moderator und Wissenschaftsjournalist Jean Pütz äußerte vor einigen Jahren gegenüber mehreren Medien, dass er seinen Grabstein mit einem digital einscannbaren Code versehen wolle, der ein von ihm aufgenommenes Video abspiele.

Kein Einzelfall: Auf dem Kölner Melaten-Friedhof ist etwa das Grab von Heinz Kunert mit einem QR-Codeversehen, der über das Leben des Erfinders informieren soll.

Einen QR-Code am Grabstein habe Jäger selbst bisher nicht gesehen. Seine Trauerfeier, das Begräbnis und die Ruhestätte noch zu Lebzeiten zu planen und auszuwählen, sei mittlerweile aber durchaus üblich. Das zeige eben auch: „Der Tod ist längst kein Tabuthema mehr.“ (dpa)