Tage der Handschaltung sind gezählt

PS-Fans freuen sich über die Kontrolle bei der Handarbeit. Doch wie lange noch?
Noch bieten zahlreiche Hersteller viele ihrer Modelle auch mit manueller Handschaltung an - das könnte sich bald ändern. Foto: Thorsten Weigl/Opel Automobile GmbH/dpa-tmn

Per Hand schalten oder Automatik - fast ein Glaubenskrieg. Während viele das Spiel mit Gang und Kupplung je nach Routine für kompliziert oder zumindest unkomfortabel halten, ist es für die anderen der Inbegriff einer sportlichen Gangart. Manche Autohersteller setzen immer weniger auf rein manuelle Schaltgetriebe. Spätestens seit der Einführung der Doppelkupplungsgetriebe und deren Siegeszug bis zu den Kleinwagen ist das Handschaltgetriebe auf dem absteigenden Ast. Es kommt auf schwindende Verkaufsabteile, sagt Peter Kerkrath von der Sachverständigen-Organisation KÜS.

Ein Doppelkupplungsgetriebe ist vereinfacht ausgedrückt ein automatisiertes Schaltgetriebe, das die Gänge wahlweise ganz alleine und oder per Zug an einer Wippe oder einem Hebel sehr schnell wechseln kann. Es kommt ebenfalls ohne Kupplungspedal aus, weswegen es auch viele einfach als Automatik wahrnehmen.

Dass es überhaupt diesen Lagerkampf und beide Varianten gibt, liegt an den spezifischen Eigenschaften der Getriebe: Die Handschaltung gilt nicht nur als sportlichere, sondern auch sparsamere Lösung, die niedrigeren Verbrauch ermöglicht, während der Automatik per se mehr Komfort vor allem im dichten Verkehr aber auch eine geringere Effizienz unterstellt wird. ,,Doch diese pauschalen Urteile gelten längst nicht mehr und die Automatikgetriebe haben kräftig aufgeholt", so Kerkrath. Vor allem Doppelkupplungsgetriebe schalten schneller als jeder Rennfahrer.

,,Der Verbrauchsnachteil ist ebenfalls immer weiter zurück gegangen", so der Experte. ,,Deshalb blieb neben dem Marketingversprechen der vermeintlichen Sportlichkeit zuletzt nur noch das Kostenargument", so Kerkrath. In der Herstellung sind Schaltgetriebe weniger aufwendig und entsprechend billiger. Oft haben die Autobauer den Preisvorteil an die Kunden weitergegeben. Doch in Zeiten weiter sinkender Einbauraten lohnt sich die parallele Entwicklung zusehends weniger.

Schaltgetriebe oder Automatik - eine Zeit lang mag diese Frage die Autofahrer noch entzweien. Doch in absehbarer Zeit hat sich diese Entscheidung ohnehin erübrigt. Denn wenn es bald nur noch elektrische Neuwagen gibt, kommen die in der Regel ganz ohne Schaltung aus. (dpa)