Heiner Bongers aus Baesweiler: Kindern das Radfahren beigebracht

Verkehrssicherheitsberater Heiner Bongers im verdienten Ruhestand nach 44,67 Dienstjahren: Offen, freundlich und hilfsbereit Kindern den Schulweg vermittelt oder ihnen bei Fahrradprüfungen geholfen
Diese Kellenübergabe ist natürlich nur symbolisch für ein Foto: Heiner Bongers und sein Nachfolger Patrick Meyer. FOTO: GÜNTHER VON FRICKEN

Exakt 44,67 Dienstjahre hat Heiner Bongers geleistet. So ist es in einem Dankesschreiben, das er in diesen Tagen vom Landesamt erhielt, nachzulesen. Eine Zahl, die aber mehr als nur den Eintritt in den Ruhestand für den Polizeihauptkommissar aus Baesweiler bedeutet. Denn sie steht auch für das Ende einer Ära, wenn es um das Thema Verkehrssicherheitsberatung geht. Denn über 25 Jahre seiner 44,67 Jahre langen Dienstzeit zuvor war er im Verkehrsdienst der Polizei in der Städteregion Aachen und im Streifendienst in Alsdorf und in Köln tätig - hat Heiner Bongers in seiner Heimatstadt Baesweiler damit verbracht, Kindern den sicheren Schulweg zu vermitteln oder an den Grundschulen die Fahrradprüfungen abzunehmen. Offen, freundlich, hilfsbereit und gerne Gespräche führend - so kann man den 62-Jährigen kurz und knapp beschreiben. Und genau das waren die Erfolgsgeheimnisse, die ihn stadtbekannt machten. Und die zum Beispiel für diese beeindruckende Zahl sorgten: In 25 Jahren hat Heiner Bongers bei rund 10.000 Kindern die Fahrradprüfung abgenommen. Viele davon, so erzählt er schmunzelnd, sind mittlerweile längst selber Eltern und ihre Kinder haben ebenfalls das Fahrradtraining bei Heiner Bongers absolviert.

Gefährliche Drachenautos

„Sehr gerne“, so erzählt er, habe er seine Arbeit gemacht. Tagtäglich bei jedem Wetter morgens und mittags an den Grundschulen im Stadtgebiet gestanden und den Schulweg gesichert, wobei er von sieben Schülerlotsen unterstützt wurde. Auch wenn ihn dabei vor allem in den letzten Jahren zunehmend viele Eltern zur Verzweiflung brachten. Dann nämlich, wenn sie ihren Nachwuchs bis vor die Schultüre fahren mussten, anstatt mit den Kindern einen sicheren Schulweg zu Fuß zu üben.

Zum Beispiel im Jahr 2008 an der Grengracht-Schule beim aus Australien stammenden Projekt der Verkehrszähmer. Gemeinsam mit Lehrerin Angela Baker-Price hat er das Konzept auf Baesweiler adaptiert und wurde so überregional bekannt. Die Schüler bändigten dabei als „Verkehrszähmer“ die „gefährlichen Drachenautos“ indem sie auf das Elterntaxi verzichteten und ihren Schulweg zu Fuß, mit dem Rad oder Roller bewältigten. Dafür wurden sie mit Zaubersternen belohnt, die sie gemeinsam beispielsweise gegen verlängerte Pausen oder Spielstunden eintauschen konnten.

Ebenfalls an der Grengracht hat er den „Glühwürmchentag“ (Kinder kommen in leuchtender Kleidung zur Schule) und den „Crazy Hat Day“ unterstützt, an dem die Kinder verrückte Hüte tragen, um aufzufallen. „Da habe ich noch ein schönes Bild in der Dienststelle. Ich sitze im Liegestuhl und habe ein quietschendes Huhn als Kopfbedeckung“, schmunzelt Heiner Bongers.

Gerne erinnert er sich auch an den Walking-Bus, den er, unterstützt von Eltern, in Oidtweiler ins Leben gerufen hat. Die Idee bestand darin, dass sich die Kinder an den„ Haltestellen“ auf dem Weg zur Schule abholen und gemeinsam dort hin gehen.

Die Schulwegsicherung war aber nur eine der Aufgaben, um die sich der Baesweiler Polizeibeamte, der der Dienststelle Verkehrsunfallprävention/Opferschutz zugeordnet ist, gekümmert hat. Schon in den Kitas kümmerte er sich um die „Maxis“, jene Kinder, die im folgenden Jahr zur Schule gingen, und machte mit ihnen ein „Bordsteintraining“, um den sicheren Schulweg vorzubereiten.

An den Grundschulen war er mit dem Fahrradtraining samt Prüfungen zu Gast, aber auch als Referent. „Denn zum Schulweg gehört auch die Verkehrs- und Kriminalprävention. Das geht alles ineinander über, denn Vieles passiert auf dem Schulweg“ weiß Heiner Bongers. Sein „Aktionsbereich“ lag zwar immer schwerpunktmäßig bei den Kindern, aber er hat sich auch um Jugendliche (Crashkurs NRW für junge Autofahrer) und ältere Menschen gekümmert in Form von Sicherheitstrainings oder Veranstaltungen wie Radtouren im Rahmen des Aktivurlaubs.

In den Ruhestand gegangen ist er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Es war eine schöne Zeit, denn es ist mir lieber, Unfälle durch Prävention zu verhindern, als sie aufnehmen zu müssen“, sagt er über seine Arbeit. Auch wenn diese von manchem Kollegen als „Kinderpolizei“ belächelt worden sei. Zieht er eine Bilanz, so sagt er, die Kinder seien in ihrer Art gleich geblieben. „Das war immer ein schönes, offenes Verhältnis“, betont er. Die Eltern aber seien in den letzten 25 Jahren anders geworden. „Auch wenn sich viele Eltern bemühen, um mich zu unterstützen, so gab es leider immer mehr, die die Verantwortung bei der Verkehrserziehung einfach abgeben wollten“, hat er festgestellt.

Heiner Bongers bei seiner letzten Fahrradprüfung an der Grengracht, im Bild mit den Viertklässlern Ensar und Vedad. FOTO: GÜNTHER VON FRICKEN
Heiner Bongers bei seiner letzten Fahrradprüfung an der Grengracht, im Bild mit den Viertklässlern Ensar und Vedad. FOTO: GÜNTHER VON FRICKEN

Sein Nachfolger ist Patrick Meyer, den er durch den Fußball (JSV Baesweiler) schon seit vielen Jahren kennt. „Ich weiß, dass ich da in große Fußstapfen trete, aber ich möchte die Arbeit im Stile von Heiner Bongers fortführen“, sagt der 36-Jährige zukünftige Baesweiler Verkehrssicherheitsberater. Er lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Teveren, ist aber mit Baesweiler eng verwurzelt. „Ich habe jahrelang dort gewohnt und komme nun sozusagen beruflich in meine Heimat zurück“, betont Patrick Meyer patrick02.mey(Kontakt: er@polizei.nrw.de). Von Heiner Bongers gibt es gleich ein paar Vorschusslorbeeren: „Er ist empathisch, offen und erfüllt alle Kriterien optimal. Das hat sich schon beim Hospitieren gezeigt.“

Bongers selber wird aber auch nach seinem Dienstende häufig an Kitas und Schulen zu sehen sein, dann allerdings als Opa mit seinen drei Enkelkindern, die er dann begleiten wird. Und dann sei es sicher auch schön, dass eine oder andere Gespräch zu führen, denn wenn er in der Stadt unterwegs ist, wurde und wird er immer wieder von Kindern oder deren Eltern gegrüßt, die er zu Kita- und Schulzeiten begleitet hat. Und als Moderator für den ADAC wird er auch weiterhin in Kitas anzutreffen sein. Vielleicht, so räumt er ein, auch bald als Schülerlotse. Das sei eine Option als „Rentner“, aber auch der heimische Garten, Zeit mit den Enkeln und Kurzurlaube mit seiner Frau, für die nun bald viel Zeit sein wird.
(GvF)