Verena Froesch: Erstmals führt eine Frau die Schützen an

Verena Froesch ist die neue Brudermeisterin der Flovericher Schützen: An den Kirmestagen vom 5. bis 8. Juli wird sie als Mitglied des Diözesan-Schützenverbands auch Königin sein
Verena Froesch schreitet vorne weg, mit im Bild die weiteren Vorstandsfrauen (v.l.): Carina Frings, Miriam Koch, Carina Geller, Julia Hanek, Anke Endres, Raffaela Huuk. FOTO: GÜNTHER VON FRICKEN

Verena Froesch ist in einer Schützenfamilie aufgewachsen. Seit 57 Jahren gehört ihr Vater Franz-Josef Koch dem Vorstand der Flovericher Willibrordus-Schützen an. Ihr Bruder Daniel war bis vor wenigen Wochen Erster Brudermeister des Vereins. Und diese Aufgabe hat nun Verena übernommen. Damit sorgt sie im Diözesan-Schützenverband zwar nicht für ein Novum, jedoch für eine Rarität. Denn unter den rund 450 Schützenbruderschaften mit circa 55.000 Mitgliedern gibt es nach Auskunft der Pressestelle des Diözesanverbandes aktuell gerade mal 20 Frauen, die einen Schützen-Verein führen.

Nun also ist mit Verena Froesch eine Frau aus dem Nordkreis die Nummer 21. Die 42-Jährige wurde bei der Jahreshauptversammlung zur 1. Brudermeisterin gewählt und bekommt als Unterstützung im Vorstand jede Menge Frauen-Power. Nachdem in früheren Jahren meist bis zu drei Frauen zum Vorstandsteam zählten, sind es jetzt deren sieben. „Der Vorstand ist jetzt fifty-fifty besetzt, mit sieben Frauen und sieben Männern“, sagt Froesch. „Aber das spielt ja eigentlich gar keine Rolle. Die Frauen wollten nicht zwingend an die Macht, sondern es hat sich bei den Wahlen so ergeben.“

Neben ihr wurden Raffaela Huuk (1. Kassiererin), Carina Geller (2. Kassiererin), Anke Endres (1. Jungschützenmeisterin), Carina Frings (2. Jungschützenmeisterin) sowie Miriam Koch und Julia Hanek aus der Reihe der aktuell 15 im Verein aktiven Frauen in den Vorstand gewählt. Und das bei einem Durchschnittsalter von 37 Jahren.

Schon früh, so sagt FranzJosef Koch bei einem Blickin die Chronik, seien die Flovericher Schützen offen für weibliche Mitglieder gewesen: Seit 1993 wurden die ersten Frauen aufgenommen. Und wenig später hatte der Verein eine Vorreiterrolle im Bezirksverband, denn mit Christa Kiencke stellte er erstmals eine Königin. Was begeistert die Flovericher Frauen heute am Schützenwesen?

„Als ich von Düsseldorf nach Floverich gezogen bin, fielen mir die Frauen in den Trachten und roten Tüchern bei der Kirmes sofort auf.“
Raffaela Huuk,
Kassiererin der Willibrordus Schützen

„Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt im Dorf. Viele machen als Familie mit“, nennt Verena Froesch Gründe, die Raffaela Huuk bestätigt. „Als ich von Düsseldorf nach Floverich gezogen bin, fielen mir die Frauen in den Trachten und roten Tüchern bei der Kirmes sofort auf. Da wollte ich mitmachen und bin sehr herzlich aufgenommen worden“, sagt sie. Und erwähnt damit einen Punkt, der in einem kleinen Dorf wie Floverich wichtig ist. „Zugezogene oder Angeheiratete werden bei uns schnell integriert“, betont die neue Brudermeisterin.

Neben den Frauen spielen die Kinder eine große Rolle. „Wir hatten und haben sehr viele kleine Kinder, die schon früh dabei sind und in den Verein hineinwachsen“, sagt Verena Froesch. Und aus den Kindern von damals sind nun die aktiven Schützinnen und Schützen geworden. 20 aktive Jungen und Mädchen, dazu eine Gruppe von Frauen, die von anfangs drei auf nun 15 gewachsen ist - das hält der Vorstand für wichtig, um den Verein traditionell und dennoch zukunftsorientiert aufzustellen. 

„Alleine kann ich die Führungsarbeit nicht leisten“, betont Verena Froesch. „Aber alle im Vorstand stehen voll hinter mir, eine Frauenquote spielt gar keine Rolle. Der Spaß am gemeinsam Hobby zählt.“ Und dazu zählen dann gesellige Treffen ebenso wie die Kirmes in Floverich, der Besuch benachbarter Vereine oder auch Schießwettbewerbe. Im Vereinsleben der Willibrordus-Schützen, so ergänzt sie, haben die Neuwahlen positiven Schwung gebracht. Und von Alteingesessenen im Bezirksverband habe es kein negatives Feedback gegeben.

„Es geht darum, den Verein moderner zu präsentieren, damit die Leute auch zu unseren Kirmesveranstaltungen kommen. Für ein kleines Dorf ist das ja nicht immer leicht“, ergänzt Carina Geller. Was die Kirmes 2024 angeht, so steht der Plan.

An den Kirmestagen vom 5. bis 8. Juli wird Verena Froesch dann nicht nur Brudermeisterin sein, sondern auch Königin. Dann allerdings nicht mit dem Königssilber, sondern an der Seite ihres Mannes Jörg. Sohn Tilo ist Schülerprinz, und Noah Grotthaus komplettiert die Reihe der Majestäten.