Was Häuslebauer wissen sollten

Unerwartete Mehrkosten bei den Erdarbeiten lassen sich mit weitsichtiger Planung vermeiden.
Wer beim Hausbau keine bösen Überraschungen bei den Kosten für die Erdarbeiten erleben möchte, sollte sich vorab über die Beschaffenheit des Baugrundes informieren.   Foto: Feucht & Röntgen GmbH

Sie möchten ein Fertighaus erwerben und einen Generalübernehmer dazu beauftragen? Das heißt, Sie kaufen ein Haus zum ,,Festpreis" und lassen es auf Ihrem eigenen Grundstück bauen? Das ist durchaus eine gute Möglichkeit, um den Kostenrahmen konkret festzulegen, doch die Erdarbeiten sind bei einem Fertighaus nur in den seltensten Fällen vollständig im Festpreis enthalten.

Kurzum: Unerwartete Mehrkosten bei den Erdarbeiten durch Abweichungen vom Idealfall (bzw. bei einer Abweichung der im Bauvertrag beschriebenen Baugrundbeschaffenheit) des Baugrundstücks müssen Sie als Bauherr tragen. Um dieses Baugrundrisiko besser einschätzen zu können und um die Erdarbeiten mit Weitblick zu planen, erhalten Sie hier die nötigen Informationen.

Tragfähiger Baugrund

Die Basis jedes Bauwerks, ob Wohnhaus, Garage oder Pflasterfläche, ist die Gründung bzw. die Schaffung eines tragfähigen Baugrundes, wenn dieser nicht vorhanden ist. Die Gründung umfasst alle Arbeiten die erforderlich sind, um das Bauwerk dauerhaft standsicher zu gründen.
Die Aufgabe der Gründung ist es, sämtliche Lasten, die auf das Gebäude einwirken, (die ständigen Lasten, die veränderlichen Lasten wie die Verkehrslasten, die Windlast, Schneelast sowie die Erdbebenlast) aufzunehmen und über die Aufstandsflächen der Fundamente schadfrei in den Untergrund abzuleiten. Die Gründung soll schädliche Beeinträchtigungen (z. B. durch Verformung des Baugrundes) verhindern, bzw. auf ein akzeptables Maß reduzieren.

Wie erkenne ich erhöhte Kosten bei dem Gewerk Erdarbeiten? 

War das Grundstück bereits bebaut? Sind auf dem Grundstück Altlasten bekannt? Hier besteht ein Risiko erhöhter Entsorgungskosten durch verrunreinigten Boden (z. B. durch Öle, Lacke, Kraftstoffe), Bauschutt, Boden-Bauschutt-Gemische oder vorhandene Restbebauung (z. B. verfüllte Kellerräume). Mehrausgaben können zudem durch Auffüllungen (kein tragfähiger Baugrund) und eine dadurch tiefer liegende Gründungsebene entstehen.

Auch Gefälleverläufe im Grundstück können den Aufwand bei den Erdarbeiten erhöhen, weil z.B. Abfangungen erforderlich werden oder die Grundstücksentwässerung umfangreicher wird.
Der Bewuchs von Wiesen, Bäumen und Sträuchern kann dazu führen, dass die Separierung von Aushub und Grünbewuchs erforderlich wird. Auch entsteht gesonderter Aufwand für Rodungsarbeiten. Die Bauzeiten können durch den Vogelschutz bzw. das gesetzliche Fenster zur Rodung verändert werden. ufe

Beengte Zufahrten oder fehlende Wendemöglichkeiten verringern Kapazitäten bei der Größenauswahl von Baggern und Transportgeräten. Zurückliegende Grundstücke bzw. eine zurückliegende Bebauung im Grundstück erfordern längere Zufahrtswege und meist auch provisorische Baustraßen. Zudem ist die Herstellung der Ver- und Entsorgungsleitungen bei längeren Zufahrtswegen zur Bebauung aufwendiger.

Bei Ansiedlungen im Bergbaugebiet können die Gründungsarbeiten erhöht sein. Bauherren können die Internetseiten des Landes nutzen, z.B. https://www.gdu.nrw.de/GDU_ Buerger/ , um sich zu informieren. Dieser Punkt ist nur vor dem Grundstückkauf für die Kostenplanung interessant. Im Zuge der Planung wird dieses Thema automatisch durch Fachleute bearbeitet.
Durch eine tiefe Gründungsebene, felsige, schwere oder weiche Böden kann sich ebenfalls ein erhöhter Aufwand bei der Gründung ergeben. Ohne Informationen oder Untersuchungen ist dies vorab nicht zu erkennen.

Auch was die Entsorgung von Schmutz- und Regenwasser anbelangt, können Fallstricke lauern. Es kann vorkommen, dass dieser Posten in der Kostenkalkulation nur überschlägig oder gar nicht erfasst wurde, fehlende Anschlüsse zu spät beachtet wurden und zu Verzögerungen im Bauablauf führen.
Eine ungünstige Lage oder Tiefe der Hauptkanäle (Sammelleitungen in der Straße) können die Anschlusskosten drastisch erhöhen.

Frühzeitig planen

Um Kosten zu reduzieren und die Arbeiten effizient auszuführen, sollten Erdarbeiten frühzeitig für alle jetzigen und später anstehenden Bereiche (Haus, Garage, Terrasse, Zufahrten und für den Garten) geplant werden. Entwässerungs- und Versorgungsleitungen sollten frühzeitig verlegt werden (ggf. Leerrohre verbauen). Weitere Maßnahmen sind, Material für Kellerraumverfüllungen vor dem Kelleraushub anfahren und im Garten lagern, Abnehmer für überschüssigen Aushub oder Mutterboden suchen (z. B. Bedarf bei Nachbarn erfragen), bei Bedarf von Auffüllungsböden oder Mutterboden diese suchen (z.B. Überschuss bei Nachbarn erfragen).
(red)