Die Sprache der Trauer

Nach einem Schicksalsschlag ist plötzlich etwas in uns, das sich fremd und bedrohlich anfühlt.
Wer um einen Menschen trauert, erlebt eine Achterbahn der Emotionen. FOTO: PHOTOGRAPHEE.EU - STOCK.ADOBE.CO

Der Tod eines geliebten Menschen macht die Betroffenen nicht nur traurig, sondern auch sehr einsam. Zudem tritt ein seltsamer Wandel ein. Denn mit dem Verlust eines Nahestehenden ist plötzlich alles anders. Etwas, was sich fremd und bedrohlich anfühlt. Ein neuer, unberechenbarer Boss ist eingezogen. Ein neuer Taktgeber und Bestimmer ist in uns. Einer, der halb im Schatten steht und schwer erkennbar ist.

In jedem Augenblick kann er unsere Pläne und Vorhaben durchkreuzen, über Handlungsfähigkeit oder Starre entscheiden. Ein Trauernder fühlt sich oft wie in einer Achterbahn, erlebt extreme Gefühle. Unvermittelt wird er nach links geworfen, dann nach rechts. Es geht beängstigend schnell in die Tiefe, dann wieder bergauf. Die Achterbahn folgt ihrer Spur. Und der Trauernde muss mit. Sie bestimmt, wo das Leben langgeht.

Dieser Teil fühlt sich gar nicht nach uns selbst an. Wir erkennen uns in vielen Situationen selbst nicht wieder. Doch dieser neue Chef ist nichts Fremdes. Er ist ein Teil des Ichs, der durch den Schicksalsschlag wachgerüttelt wurde. Ein Teil, der uns bis zum Lebensende begleiten wird.Je besser wir ihn kennenlernen, desto besser geht es uns.

Die eigene Trauersprache ist so individuell wie wir selbst. Die Ursache findet sich in einer Mischung aus dem eigenen Schicksalsschlag, dem eigenen Umgang mit der Trauer und sonstigen Lebensumständen. Warum ist es wichtig, jemanden mit gleicher Trauersprache zu finden? Wenn wir jemanden im Außen haben, der die gleiche Trauersprache spricht, dann ist das wie ein Spiegel, um uns selbst in Trauer besser kennenzulernen. Verständnis im Außen schafft Verständnis im Innern.

Menschen, die ihre Trauersprache kennengelernt haben, berichten rückblickend, dass sie sich reich beschenkt fühlen. Sie sprechen von klareren Lebenszielen, fühlen einen ganz neuen Selbstwert und eine neue Selbstliebe. Kurz: Es wird von einer Persönlichkeitsentwicklung berichtet, die uns staunen lässt. Alles, was im eigenen Leben unwichtig oder unecht war, wurde über Bord geworfen. Der eigene Weg ist klarer und purer. (ots/TrostHelden)