Engagement für mehr Barrierefreiheit an Geschäften und öffentlichen Einrichtungen

VON NICOLA GOTTFROH
Lebenshilfe Heinsberg möchte kreisweit ein Zeichen setzen: Unternehmen unterstützen die Aktion.
Marlon Winands (v.l.), Stephan Otto und Sonja Krumscheid setzen sich für mehr Barrierefreiheit ein. FOTO: NICOLA GOTTFROH

Menschen mit Behinderung stoßen im Alltag häufig auf Probleme, wenn sie in der Stadt unterwegs sind auch beim Einkaufen. Die Schwierigkeiten beginnen meistens schon vor dem Geschäft.

Es muss nicht einmal eine Barriere oder Schwelle da sein. Manchmal ist die Eingangstür schon zu schwer oder schwingt zu schnell zurück, um problemlos mit dem Rollstuhl hineinzukommen“, sagt Marlon Winands, Mitarbeiter im Cafe Samocca, der selbst im Rollstuhl sitzt. Gerade die kleinen Barrieren im Alltag werden oft nicht wahrgenommen oder übersehen. Die Lebenshilfe Heinsberg möchte die Teilhabechanden im Alltag verbessern und weist deshalb immer wieder auf die Situation von Menschen mit Behinderung hin.

Unter dem Motto „Bitte klingeln" startete die Lebenshilfe Heinsberg jetzt eine Aktion mit Unterstützung des Gewerbe-und Verkehrsvereins Heinsberg zum „Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung". An diesem Tag organisieren Einrichtungen der Behindertenhilfe gemeinsam mit der Aktion Mensch besondere Projekte und Aktionen. „Die Lebenshilfe Heinsberg möchte zu diesem Aktionstag mit Unterstützung von Geschäften und öffentlichen Einrichtungen im Außenbereich Funkklingeln anbringen. Manchmal sind es nur kleine Barrieren, die das Eintreten erschweren, in diesem Fall kann mit der Klingel Unterstützung angefordert werden“, sagt Michael Kleinen, Sprecher der Lebenshilfe.

Die Funkklingeln mit Klingelschild werden im Außenbereich gut sichtbar und für Rollstuhlfahrer erreichbar angebracht, im Innenbereich ist der Klingelton über einen Empfänger hörbar. Mit der neuen Serviceklingel könnte nun ganz einfach Hilfe gerufen werden. 18 Geschäfte in der Heinsberger Innenstadt beteiligen sich an der Aktion, auch solche, die keine Barrieren am Eingang haben, dafür aber zum Beispiel Kartenständer vor der Tür, an deren oberste Fächer man nicht greifen kann, wenn man im Rollstuhl sitzt. Mit dieser Aktion möchte die Lebenshilfe kreisweit ein Zeichen setzen. Auch die Einzelhändler wollen damit zeigen, dass sie für ihre Kunden da sind. Diese Aktion soll zeigen, dass bei uns jeder willkommen ist. Und wer klingelt, bekommt gerne Hilfe", erklärt Stephan Otto, Vorsitzender des Gewerbe- und Verkehrsvereins Heinsberg. Gerne bin ich bereit, Barrieren für meine Kunden und damit gleichzeitig innerhalb unseres Stadtgebietes abzubauen, weil davon alle profitieren“, sagt Otto.

Auch viele Geschäfte, die vollkommen barrierefrei zugänglich sind, würden sich an der Aktion beteiligen. "Es gibt Geschäfte, die die Klingel aus ursprünglichem Anlass nicht brauchen, sondern sie anbringen, weil sie als Teil der Einkaufs- und Gastrostadt Heinsberg deutlich machen möchten, dass niemand ausgegrenzt wird", sagt Sonja Krumscheid von der Lebenshilfe. Die Klingel soll nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern auch älteren Bürgern mit Rollator oder Eltern mit Kinderwagen dienlich sein.

Zusätzlich haben die Geschäfte die Möglichkeit, eine mobile Rampe für ein bis zwei Treppenstufen zum Selbstkostenpreis zu erwerben. Insgesamt möchte die Lebenshilfe damit zusammen mit Gewerbevereinen ein gemeinsames und auch symbolisches Zeichen für mehr Miteinander setzen. 

Unterstützt wird die Kampagne von der Aktion Mensch. Alle Gewerbevereine und teilnehmenden Geschäfte werden auf einer Aktionsseite der Lebenshilfe Heinsberg unter www.lebenshilfe-heinsberg.de aufgelistet.