Das Museum versetzt die Besucher mitten hinein in die Welt unserer Vorfahren. In 79 historischen Gebäuden, darunter Bauernhöfe, Werkstätten, Wind- und Wassermühlen, erlebt man hautnah, wie die Menschen im Rheinland einst gelebt und gearbeitet haben.
Es ist, als sei die Zeit stehengeblieben. Der Duft von frischgebackenem Brot zieht in die Nase. Gänse und Hühner laufen aufgeregt über das Kopfsteinpflaster. Der Webstuhl der Weberin klappert. Aus der Schmiede dringt das laute Schlagen des Hammers auf den Amboss. Willkommen in der Vergangenheit!
Das ganze Jahr über können Besucherinnen und Besucher einen Einblick in das dörfliche Leben in der ehemaligen preußischen Rheinprovinz gewinnen. Verschiedene Projekte und Aktionstage bieten die Möglichkeit, selbst mitzumachen. Insgesamt 79 historische Häuser und Stallungen wurden im Rheinland abgebaut und auf dem 110 Hektar großen Museumsgelände wiederaufgebaut. Einfache Rauchhäuser ohne Rauchabzug, wie sie noch im 16. Jahrhundert im Westerwald typisch waren. Fachwerkbauten aus der nördlichen Eifel. Aber auch Höfe und Stallungen, in denen die Menschen am Niederrhein und im Bergischen mit Schweinen, Pferden und Hühnern unter einem Dach lebten.
Menschen aus der Vergangenheit
Beim Bummel durch die Dörfer und Weiler, Äcker und Obstwiesen begegnen die Besucher auch “echten“ Menschen aus der Vergangenheit, wie beispielsweise Bäuerin Anna Ippendorf, die im Haus und im Garten ihren hausfraulichen Tätigkeiten in der vorindustriellen Zeit nachgeht. Bei regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen wie „Nach der Ernte“, dem Krautwischtag oder dem „Advent für alle Sinne“ weiß sie lebhaft vom Kochen auf offenem Feuer, vom Spinnen am Spinnrad und der mühsamen Gartenarbeit zu berichten.
Nur ein paar Schritte sind es vom dörflichen Alltag bis in die jüngere Vergangenheit. Auf den engen Gassen der Kleinstadt Rhenania wandeln die Besucherinnen und Besucher durch die Zeit von der französischen Besatzung über das deutsche Kaiserreich bis in die Nachkriegszeit. Von hier gelangen sie zum Marktplatz Rheinland, der die 1950er bis 1990er Jahre wieder lebendig werden lässt. Mancher Gast wird sich da noch erinnern. Etwa die ersten Bungalows, eine Gaststätte aus den 1970er Jahren und eine Notrufsäule, auch „Eiserner Schutzmann“ genannt. Aber auch ein eine Milchbar, ein Kiosk und ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge, ein Container aus dem Jahr 1991, können besichtigt werden.
In den Nissenhütten, die zahlreichen ausgebombten Familien in der Nachkriegszeit als Unterkunft dienten, ist unter anderem Kriegsheimkehrer Peter Lenz anzutreffen, der nach seiner Gefangenschaft im Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt ist. Im Quelle-Fertighaus aus den 1960er Jahren findet sich Margret Schmidt, die sich als Witwe mit geringer Rente als Avon-Beraterin durchs Leben schlägt.
Jährliche Wechselausstellungen
Nicht nur bei schlechtem Wetter spannend: Jährliche Wechselausstellungen ergänzen das Erlebnis im Freigelände.
„Grässliche Glückseligkeit Faszination Kitsch“ Eine Sonderausstellung über vermeintliche Geschmacklosigkeiten (bis 15. März 2026): Als minderwertiger Ramsch verrufen, steht Kitsch in unserer Wahrnehmung heute für das übertrieben Rührselige, Niedliche und Überflüssige. Doch egal ob Gartenzwerg, Arztroman oder Porzellangeschirr - in jedem Haushalt finden sich kitschige Dinge, die wir lieben und in Ehren halten. Seine friedfertige Harmlosigkeit spendet Trost und ist in Form von Weihnachtsbaumschmuck, Heimatfilmen und Souvenirs sogar gefragt. Kitsch kann also viel mehr: Er ist lieblich und lustig, manchmal erotisch und provokant und oft sogar politisch.
Um bei der Auswahl der Exponate einen umfassenden Eindruck zu gewinnen, was die Rheinländerinnen und Rheinländer als Kitsch empfinden, konnten Interessierte beim „Call for Kitsch“ eigene Objekte beisteuern und ihr subjektives Empfinden von Kitsch erläutern. Über eine öffentliche Onlineabstimmung wurden die 20 kitschigsten Objekte bestimmt und anschließend in die Ausstellung integriert.
Was steckt also hinter dem grellen Alleskönner? Was empfinden wir als Kitsch? Und warum lieben und verachten wir ihn zugleich? Das Freilichtmuseum geht in seiner neuen Sonderausstellung „Grässliche Glückseligkeit. Faszination Kitsch“ eben diesen Fragen auf den Grund.
Wink mit dem Zaunpfahl - offensichtlich geht es um Gärten (bis Juli 2025): Viele Menschen träumen vom eigenen Garten. Gartenratgeber versprechen noch auf dem kleinsten Balkon Blumenträume wahr werden zu lassen und durch Permakultur unabhängig vom Supermarkt zu werden. Steingärten spalten die Nation und für jeden Aspekt gibt es Ratgeber und das passende Handwerkszeug. Während Vorgärten stolz präsentiert werden, verschwinden die Gärten hinter dem Haus hinter meterhohen Blickschutzhecken oder Steinmauern. Welche sozialen Regeln existieren in den grünen Wohnzimmern? Was soll sichtbar, was soll unsichtbar sein? Diese Ausstellung geht der Frage nach dem sozialen Faktor im Raum „Garten“ auf den Grund und wirft einen Blick auf die Menschen und ihre Gärten werfen. An 365 Tagen ist immer etwas los. In über 90 Veranstaltungen können Besucherinnen und Besucher hautnah erleben, wie früher gearbeitet und gefeiert wurde. LVR-Freilichtmuseum Kommern
Veranstaltungshighlights
Sa. 21.09. und So. 22.09.2024, 11-18 Uhr Nach der Ernte
Kaltblutpferde und Ochsen, Gespanne, Oldtimer-Traktoren und alte Landmaschinen im land- und waldwirtschaftlichen Einsatz, traditionelle Arbeiten auf Bauernhöfen und in Dorfwerkstätten, großer Bauernmarkt
So. 13.10.2024, 11-16 Uhr Tag des Apfels
Alte und neue Apfelsorten, Dörren, Sortenbestimmung, Saftpresse und vieles mehr
Sa. 30.11. und So. 01.12.2024, 10-18 Uhr Advent für alle Sinne
Einstimmung auf die Weihnachtszeit mit Printen und traditionellem Gebäck aus den Museumsbacköfen, Kunsthandwerk, Musik, Geschichten, Laternen.
Di. 25.04. bis So. 27.04.2025 Jahrmarkt anno dazumal
Kommen, staunen, amüsieren: Streifzug durch die Geschichte des Volksvergnügens.
Sa. 16.08. und So. 17.08.2025 ZeitBlende 1975 - Das Museumsfest der Erinnerung
Für Erinnerungen an Lifestyle, Lebensverhältnisse und Ereignisse an die Zeit vor 50 Jahren sorgt ein umfangreiches Programm mit Mitmachaktionen für kleine und große Gäste, Oldtimern, Musik und Ausstellungen.