Verkehrte Welt bei der Rendite

ZDK-Präsident Arne Joswig: Händler müssen angemessen beteiligt werden.
„Wir müssen aufpassen, dass die Automobilität in unserem Land für die Menschen bezahlbar bleibt“, so Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. FOTO: IMAGO

Die Pkw-Zulassungszahlen für den Monat Juli nimmt ZDK-Präsident Arne Joswig zum Anlass, auf die verkehrte Welt bei der Entwicklung der Renditen in der Branche hinzuweisen. „Die Hersteller vermelden reihum glänzende Gewinne für das erste Halbjahr mit zum Teil zweistelligen Umsatzrenditen. Das ist gut für die Konzerne, und dazu können wir nur gratulieren. Aus Sicht der meisten Autohändler, die überwiegend selbstständige Unternehmer sind, stellt sich die Situation jedoch völlig anders dar.

Der fabrikatsgebundene Fahrzeughandel sieht sich zurzeit in besonderem Maße mit den Plänen der Hersteller und Importeure zur Neuregelung des Vertriebs konfrontiert. Ganz gleich, wie die Modelle aussehen - ob Fortführung des bewährten Vertragshändlersystems oder Umstellung auf ein Agentursystem: Es zeichnet sich ab, dass die Hersteller und Importeure eine Verschlechterung der Konditionen für den Handel durchsetzen wollen.

Dies trifft den Handel in einer schwierigen Lage, weil die Nachfrage nach neuen Pkw massiv rückläufig ist und es zum Beispiel an bezahlbaren E-Fahrzeugen im Klein- und Kompaktwagensegment fehlt. Das wird sich im Lauf des Jahres noch deutlicher in den Zulassungszahlen widerspiegeln. Eins ist jedoch klar: Ohne die Autohändler und Kfz-Betriebe wird sich die Transformation hin zu alternativen Antriebsarten nicht umsetzen lassen. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Gewinnmaximierung der Hersteller zu Lasten des Handels geht. Stattdessen müssen die Händler angemessen an der Wertschöpfungskette beteiligt werden.“

Laut dem ZDK suggerieren die vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) veröffentlichten positiven Zulassungszahlen im Juli einen stabilen und bis zum Jahresende tragenden Trend, der aber auf Basis der Auftragseingänge so nicht haltbar ist.

Wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte, ging der Auftragseingang aus dem Inland bei den deutschen Automobilherstellern weiter zurück, im Juli um 5% gegenüber dem Vorjahresmonat und im ersten Halbjahr 2023 um 25% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

„Die Lage im Automobilhandel ist äußerst angespannt. Die Kaufzurückhaltung der Menschen liegt zum Teil auch an den deutlichen Preissteigerungen bei Neufahrzeugen insbesondere im Kompaktwagensegment.

Wir müssen aufpassen, dass die Automobilität in unserem Land für die Menschen bezahlbar bleibt“, so ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, Sprecher des Fabrikatshandels in Deutschland. (red)