Ein medizinisches "Überraschungspaket"

Interplast engagiert sich in Uganda. SAH-Team hilft kostenlos und im Urlaub bei plastisch-chirurgischen OPs.
Rolf Overs-Frerker (v.l.), Julia Heuck und Nicolas Hall kurz vor ihren Interplast-Einsätzen in Uganda. FOTO: SAH/SANTOSI

Unentgeltlich und in der Regel während ihrer Urlaubszeit haben sie auch unzähligen schwer entstellten Kindern durch eine plastische Operation helfen sowie einheimischen Ärzten wertvolle Kenntnisse vermitteln können: Interplast ist eine Organisation Plastischer Chirurgen, die Patienten mit angeborenen oder erworbenen Defekten in Notstands- und Krisengebieten mit plastisch-chirurgischen Operationen hilft.

Die Spezialisten werden gezielt dort eingesetzt, wo hoch entwickelte Hilfe noch nicht vorhanden ist. Und jetzt auch in Uganda. Ein Team aus dem St.- Antonius-Hospital (SAH) macht sich nun Richtung Afrika auf.

Krankenhaus-Apothekerin Julia Heuck und Anästhesist Rolf Overs-Frerker waren bereits 2021 zu einem ersten Besuch im Lamu-Krankenhaus in der 76.000-Einwohner-Stadt Jinja im Südosten Ugandas. Die viertgrößte Stadt des Landes liegt nahe der Mündung des Weißen Nils an der Küste des Viktoriasees. „Helfen ist gar nicht so einfach“, so Rolf Overs-Frerker. „Die politische Lage in Uganda ist zwar relativ stabil, aber der geopolitische Druck, den Länder wie China auf dem afrikanischen Kontinent aufbauen, macht es nicht leicht, Partner für medizinische Hilfsprojekte zu finden.“

In diesen Tagen machen sich Rolf Overs-Frerker und Anästhesiearzt Nicolas Hall gemeinsam auf den Weg nach Uganda. „Wir wollen schauen, ob aus anästhesiologischer Sicht etwas für die Team-Kollegen zu bewegen ist. Unser Ziel ist es, ein bis zweimal im Jahr dort Anästhesie-Leistungen zu erbringen.“ Dennoch fahren die Beiden auch ein wenig ins Ungewisse. „Wir wissen noch nicht zur Gänze, wie die Operationsbedingungen sind und wen genau wir operieren werden. Auch wenn die örtlichen Apotheken ihre Kooperation schon zugesagt haben, bleibt das Ganze dennoch ein medizinisches und interkulturelles Überraschungspaket.“

„Im vergangenen Jahr sind schon ein paar Patienten gesichtet worden, die für plastisch-chirurgische Eingriffe in Frage kommen. Wieviel OPs insgesamt auf uns zukommen, ist derzeit noch nicht klar. Inwieweit auch ausgedehnte Eingriffe vorgenommen werden können, hängt davon ab, welche postoperativen Versorgungs-Möglichkeiten wir vor Ort erkennen. Zunächst werden wir es mit Patienten aus der näheren Umgebung zu tun haben, später vielleicht auch aus dem größeren Umkreis“ so Rolf Overs-Frerker.

Das Lamu-Hospital im ugandischen Jinji. FOTO: JOEL KIGENYIJ

"Müssen definitiv mehr improvisieren"

Das Team aus dem SAH ist gut vorbereitet, rechnet aber dennoch mit Unwägbarkeiten. Es gebe zwar vor Ort recht gute Diagnose-Optionen, darunter auch Ultraschallgeräte, die allgemeine Schmerztherapie bereitet aber noch ein wenig Kopfzerbrechen. Auf nichtmedizinischer Seite gehört die Sprachbarriere zu den größten Herausforderungen. Zur Palette der typischen Eingriffe zählt unter anderem dieBehandlung von Amputationsstümpfen nach Verletzungen und Verbrennungen, Wiederherstellungs-OPs nach Unfällen sowie die Behandlung von Weichteiltumoren. Vor allem für Kinder sind rekonstruktive plastische Operationen dringend notwendig, weil es ihnen oftmals die Stigmatisierung erspart.

„Vergleicht man unsere Arbeit hier in Europa mit der in Afrika, müssen wir dort definitiv mehr improvisieren. Dafür sind die bürokratischen Hemmnisse bei uns mit Sicherheit größer,“ so Rolf Overs-Frerker. Seinen ersten vergleichbaren Einsatz absolvierte er schon im Alter von 19 Jahren in einem Flüchtlingslager in Thailand. „Dort konnte ich meine Widerstandskraft in Krisensituationen früh lernen. Trotz aller Schwierigkeiten machen wir unseren Job gerne. Ich persönlich fahre da nicht hin, um die Welt zu retten. Wenn die Arbeit dazu führt, dass trotz Handicaps ein Kind wieder zur Schule gehen oder ein Bauer wieder sein Feld bestellen kann, dann hat der Einsatz sich für mich schon gelohnt.“ Ein Engagement mit Nachhaltigkeit?

Auf jeden Fall, denn die nächsten Einsätze sind schon für Anfang November - dann fliegt Julia Heuck rüber - und das darauffolgende Frühjahr geplant. (red)

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