Stadtarchiv Eschweiler: Als Eschweiler noch ein Heimatmuseum hatte...

und wie aus dem „Geschichtsverein für Eschweiler und Umgegend" der Geschichtsverein wurde. Ein Rückblick.
Im 1976 abgerissenen ehemaligen Bergvogteihaus (damalige Adresse: Wollenweberstraße 5) befand sich von 1928 bis 1931 und von 1937 bis zur Schließung 1943 das Eschweiler Heimatmuseum. FOTO: E. BECKER/ARCHIVESCHWEILER GESCHICHTSVEREIN

Das Stadtarchiv Eschweiler ist das ,,Gedächtnis der Stadt". Es verwahrt und erschließt für die Geschichte der Stadt wichtige alte Akten der Stadtverwaltung und sammelt außerdem Dokumente und Unterlagen mit Bezug zu Eschweiler, zum Beispiel Fotos, Vereinsfestschriften und Publikationen zur Eschweiler Lokalgeschichte. Stadtarchivar Dr. Horst Schmidt stellt jeden Monat einen „Schatz" aus den Beständen des Eschweiler Stadtarchivs vor. Diesmal sind es Dokumente und Veröffentlichungen aus dem umfangreichen Sammlungsbestand mit Publikationen zur Eschweiler Lokalgeschichte, die sich mit der Historie dem ,,Geschichtsverein für Eschweiler und Umgegend" und dem von diesem gegründeten Eschweiler Heimatmuseum befassen.

Anregung zur Gründung

Die Anregung zur Gründung eines Eschweiler Geschichtsvereins ging 1914 von Wilhelm Capitaine und dem überaus regen Eschweiler Heimatforscher Peter Beyer aus. Unterstützung fanden sie beim damaligen Eschweiler Bürgermeister Dr. Carl Hettlage und beim Aachener pensionierten Archivdirektor Richard Pick.

Die Gründungsversammlung des Vereins war für den Oktober 1914 vorgesehen, der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 verhinderte diese jedoch. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges setzten Beyer und Capitaine ihre Bemühungen um die Gründung eines Eschweiler Geschichtsvereins fort. Am 22. Dezember 1920 trafen sich schließlich die indestädtischen Geschichtsfreunde in der Aula des Realgymnasiums zur Gründungsversammlung. Der neue Verein, erhielt den Namen ,,Geschichtsverein für Eschweiler und Umgegend". Erster Vorsitzender war Bürgermeister Dr. Hettlage. Richard Pick wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

Wirklich aktiv wurde der Verein aber erst zwei Jahre später. Am 27. Dezember 1922 kam es auf Veranlassung von Peter Beyer im Grunde genommen zu einer Neugründung. Vorsitzender wurde nun der Rechtsanwalt Dr. Johannes Besgen.

Der ,,Geschichtsverein für Eschweiler und Umgegend", der jetzt über 260 Mitglieder zählte, organisierte in den Folgejahren viele öffentliche Vorträge zur Lokal- und Regionalgeschichte sowie Exkursionen, die auf große Resonanz stießen. Ende 1923 beschloss der Verein, ein Eschweiler Heimatmuseum einzurichten und erwarb zu diesem Zweck wertvolle Akten und Bücher aus dem Nachlass von Richard Pick. Im Dezember 1923 wurde Sanitätsrat Dr. Bartz zum neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt. 1927 veröffentlichte Peter Beyer, der Geschäftsführer des Geschichtsvereins, das Buch ,,Eschweiler und seine Umgegend in alter Zeit".

Eröffnung 1928

1928 war es endlich so weit, dass der Geschichtsverein das lange geplante Heimatmuseum einrichten konnte. Die Stadtverwaltung hatte Räumlichkeiten im alten Bergvogteihaus an der Wollenweberstraße zur Verfügung gestellt. Am 17. Mai 1928 wurde das Heimatmuseum von Bürgermeister Dr. Hubert Kalvelage vor geladenen Gästen feierlich eingeweiht. Was es anfangs im Heimatmuseum, über das Peter Beyer 1931 eine Broschüre veröffentlichte, zu besichtigen gab, listet Adam Elsen wie folgt auf: „In der reichhaltigen Sammlung waren Geräte und Waffen aus der Steinzeit, aber auch aus der Bronzezeit ausgestellt. [...] Auch zahlreiche Geräte aus der römisch-fränkischen Zeit waren zu sehen, so römische Münzen, Gläser und Terra-Sigillata-Gefäße. 1931 zog das Heimatmuseum ins Rathaus an der Dürener Straße um, 1937 wurde das Bergvogteihaus wieder Heimat des Museums.

Die Kriegswirren

Als Eschweiler im Herbst 1944 von amerikanischen Truppen erobert wurde und die Nazi-Diktatur endete, gingen in den Kriegswirren die meisten Museumsgegenstände verloren oder wurden gestohlen. Die wenigen wieder gefundenen Exponate wurden ab 1965 auf Veranlassung des damaligen Stadtdirektors Bernhard Sperlich und unter der Betreuung von Rektor Karl Wirtz für einige Jahre in einem kleinen Heimatmuseum an der Dürener Straße gezeigt.

Der Geschichtsverein für Eschweiler und Umgegend", dessen Vorsitzender seit 1931 Bürgermeister Dr. Kalvelage war, entwickelte sich seit der Gründung des Heimatmuseums mehr und mehr zu einem reinen Museumsverein und wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht wieder ins Leben gerufen. Erst 1974 wurde wieder ein Geschichtsverein in der Indestadt gegründet, der noch heute bestehende ,,Eschweiler Geschichtsverein". Dieser Verein wird voraussichtlich noch in diesem Jahr im Kirschenhof an der Dürener Straße eine Art neues, modernes,, Eschweiler Heimatmuseum" eröffnen.

Zu den Beständen des Stadtarchivs Eschweiler gehören auch das bis 1853 zurückreichende Zeitungsarchiv, die Eschweiler Kunstsammlung und das Personenstandsurkundenarchiv, das in Kooperation mit den Familienforschern des Eschweiler Geschichtsvereins betreut wird. Das Archiv- und Sammlungsgut des Stadtarchivs steht allen Bürgerinnen und Bürgern für Forschung, Wissenschaft und Bildungsarbeit zur Verfügung.