Das Steinmuseum von Sprimont

Art-Déco trifft Bildhauerkunst. Auch die Umgebung hat viel Sehenswertes zu bieten.
Eine Schalttafel im ehemaligen Elektrowerk, heute Steinmuseum. Foto: Rolf Minderjahn

Von der Straße durch Sprimont weist von Theux kommend ein kleines Schild den Weg zum Steinmuseum. Vor dem Gebäude öffnet sich ein großer Platz, Steine in verschiedenen Schnitten und Formen säumen ihn. Im Hintergrund die beiden glasverkleideten Fronten der filigranen Zwillingsgebäude von 1905 im Art-Déco-Stil. Das Museum des Steins wurde 1985 hier in einem ehemaligen Elektrowerk der Steinbrüche von Sprimont installiert.

Mit besonderer Ästhetik und Sorgfalt in der Architektur ist es eine Vitrine des bedeutenden Steinbruchgewerks in dieser Region. Die monumentale schwarze Schalttafel an einer Giebelwand der Halle, ein Zeitzeuge im Jugendstil: Hebel, Sicherungen und Zifferblätter sind in diese prächtige Wand aus blau-belgischem Naturstein integriert. Die Schalttafel steht auf einem Granitsockel.

Unten kontrastreich flankiert von zwei blendend weißen Statuen zu Ehren des berühmten Lütticher Wissenschaftlers Zénobe Gramme. In Sprimont wurde und wird nach wie vor der so genannte „kleine Granit" abgebaut, ein graublauer marmorähnlicher Kalkstein, der als geschnittener Block schöne Maserungen mit teilweise eingeschlossenen Fossilien zeigt und vor allem in der Bauindustrie Verwendung findet. Aber auch Bildhauer nutzen das Gestein gerne. Die Bedeutung des lokalen Steins hängt mit der Geschichte und der Geologie zusammen. Die Wallonie war neben England früher die am stärksten industrialisierte Region Europas. Wer Lust auf eine Erkundung der Umgebung hat, der kann sich zu Fuß auf den Weg machen: ein Wanderweg mit Info-Tafeln erschließt verschiedene Standorte der Steinindustrie von Sprimont. Jedes Jahr wird der Veranstaltungsort für zwei Wochen für ein Bildhauersymposium (Rencontres Internationales de Sculptures) aus aller Welt geöffnet.

Tipps in der Umgebung: Komfortabel: R-Hotel Experience. Berühmt: die legendäre Steigung Côte de la Redoute des Radrennens Lüttich-Bastogne-Lüttich. Genussreich: der belgische Pastis Ardent der Brüder Édouard und Guillaume Noblesse, der in Sprimont hergestellt wird, 2022 als der weltbeste beim internationalen Wettbewerb in Lyon gekürt. Das Sternerestaurant Didier Galet.

Von hier aus ist man schnell an der Ourthe, via N 30 und N 674 (Rue d'Esneux) geht es bergab durch ländliches Terrain und über die Rue Grandfosse bis direkt an die Ourthe in Esneux. Der Roche aux Faucons ragt gut 230 Meter steil auf. Wer den spektakulären Blick auf die Natur von hoch oben genießen möchte, sollte an der Ourthe von Esneux über Hony und Avister zum Aussichtspunkt ,,La Roche-aux-Faucons" (beschildert) fahren. Esneux hält eine weitere Überraschung bereit: das Château de Fy. Hoch oben, aus den Baumkronen herausragend, erinnert es an ein Dornröschenschloss. Es ist in Privatbesitz.

Bald erreicht man Comblain-au-Pont: Fledermauszentrum, Grotte des Abgrunds, Park de la Tour Saint Martin (Freilichtmuseum), unterirdischer Steinbruch ,,Petit Blanc" (Beschilderung Découvertes Mystères) sowie das Naturreservat von Roches Noires mit den Spitzfelsen Tartines de Comblain und Pic Napoléon, über das Ufer ragend, sind sehenswert. Hinter Comblain-au-Pont schlängelt sich die romantische Straße (N 654) an der Ourthe entlang Richtung Durbuy. (Rolf Minderjahn)