Ein Besuch in Bouillon

Das Mittelalter im Sonnenschein.
Postkartenidylle: Boote auf der Semois mit der Festung im Hintergrund. Foto: Rolf Minderjahn

Es ist ein sehr warmer, aber angenehmer Sommertag. Vor allem auf der schönen Terrasse mit einem guten Glas Weißwein im Schatten und dem Blick auf die Semois und das Geschehen im Ardennenstädtchen Bouillon. Es ist einiges los. Die beliebten Tretboote mit ihren farbigen Sonnenhauben schwimmen wie bunte Smarties auf dem Wasser vor dem kontrastreichen Hintergrund der dunklen, mächtigen im Schatten liegenden Burgfestung, die alles überragt. Nicht nur von dieser Terrasse des „Hôtel de la Poste", einem Komforthaus und Schmuckstück aus dem 18. Jahrhundert (ehemaliges Relais Napoleon III), das wie kein anderes direkt am Ufer der Semois thront, genießt man einen wunderschönen Blick auf die Stadt und das Flusstal.

Herrlicher Ausblick

Die oberhalb des Ortes liegenden Hotels, ,,La Férronnière" und ,Le Panorama", stehen ihrem Pendant unten darin nicht nach. Ganz top ist der Aussichtsturm Bélvèdere (Rue de la Bichetour). Durch die Fenster an der Flussseite des ,,Hôtel de la Poste" sowohl aus den Zimmern und dem Restaurant als auch aus dem Bistro mit Bar hat man sie zudem alle nah im Blick: den Fluss, die Boote, das Herzogsmuseum auf dem Hügel in zwei Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert integriert, und natürlich die Festung über den wie an der Schnur aufgereihten kleinen Häusern (mit einigen Lokalen) und Bäumen entlang der Uferstraße aufragend. Ein Name ist mit diesem Ort unsterblich verbunden, Gottfried von Bouillon, der den ersten Kreuzzug (1096 - 1099) führte. Zeugnis der glorreichen Geschichte ist die älteste und eine der am besten erhaltenen Festungen Belgiens mit ihren überwältigenden Ausmaßen (340 m lang und 40 m breit). 

Ein Monst-rum, aber ein friedliches, das abends beleuchtet oder unter dem natürlichen Licht des Sonnenuntergangs die Atmosphäre einer Open-Air-Oper ausstrahlt. Über gleich drei schmale Brücken hintereinander, ein strategisches Bauelement zur besseren Verteidigung gegen Eindringlinge, gelangen Besucher in den großen Innenhof, das Herzstück der Burg, über die ,,Vauban-Treppe" (benannt nach dem Architekten). Die Existenz des Brockens geht auf das Jahr 988 zurück. Von 1066 bis 1830 wurde ununterbrochen daran gearbeitet. Sehenswert sind der Saal der Leiden (salle des tortures) und der Saal Gottfried von Bouillon. 

Wenn man der Semoisschleife bis auf die andere Seite der Festung folgt, beeindruckt die mehrere 100 m lange Allee des Boulevard Vauban, an deren Ende sich die Festung an diesem Nachmittag im blendenden Sonnenlicht erhebt. Dazu die prächtige Brücke Pont de Cordemay, über die man zu einem Spielgelände direkt an der Semois gelangt. Das ist mehr als nur die Rückseite der Stadt. Über Bouillon aus dem Tal heraus führt die steile Straße (N 810/N 893) bergauf nach Corbion mit wunderbaren Ausblicken. Hinter Corbion kommt Rochehaut. Der markanteste Punkt im Semois-Tal besticht durch die hübsche Aussicht auf Frahan, das tief unten in einem ausgedehnten, wiesenbedeckten Tal einer Flussschleife ruhende Dorf mit seinen schiefergedeckten Häuschen. Ein Kajakparadies mit schönen Campingplätzen.

Grabmal des Riesen

Einige Kilometer weiter erreicht man das „Grabmal des Riesen" (Le Tombeau du Géant) bei Botassart, von der Semois umschlungener, länglich grüner Bergrücken. Über Alle geht es nach Vresse-sur-Semois, einem Künstlerort (Schule von Vresse). Viele Wanderer erkunden von hier das Semois -Tal unter anderem auch die nahe gelegene wilde Petit-Fays-Schlucht sowie verschiedene lohnende Aussichtspunkte. Bei Monthermé in den französischen Ardennen mündet die Semoy (frz. mit y) in die Maas. (Rolf Minderjahn)