Onder de Brug in Riemst: Ein geschichtsträchtiger Ort

Zwischen der Wasseroberfläche des Albertkanals und der Fahrbahn ist Onder de Brug Brasserie und Museumsbunker zugleich.
Der Albertkanal hat sich zum Freizeitziel für Radfahrer und Freunden von Schiffen und Wasser entwickelt. Foto: Rolf Minderjahn

Kaum zu glauben und von der Straße aus gar nicht direkt zu sehen: unter der Brücke (wie es der niederländische Name vermuten lässt) in den Beton eingelassen zwischen der Wasseroberfläche des Albertkanals und der Fahrbahn ist Onder de Brug Brasserie und Museumsbunker zugleich. Die Terrasse ist spektakulär. Mit ihrer ,,überhängenden" Eisenkonstruktion mit Glas verkleideter Umrandung und den weißen Stühlen und Sonnenschirmen wirkt sie industriell und hebt sich dennoch deutlich ab.

Das moderne Interieur mit langer Fensterfront und dem herrlichen Blick über den Albertkanal in seiner breiten Furche, die er durch die Landschaft zieht, ist etwas Besonderes. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort, denn hier in Vroenhoven/Riemst marschierten die deutschen Truppen am 10. Mai 1940 über diese Brücke aus den Niederlanden in Belgien ein. Die ursprüngliche Struktur dieses Baus wie auch der Bunker sind erhalten geblieben. Im Museum können historisch Interessierte alles über diesen Ort im Zweiten Weltkrieg erfahren, aber auch Wissenswertes über die Kanalschifffahrt. Man kann auf der Seite des Lokals oben auf einem großen Parkplatz parken und dann die Treppen herunter gehen bis auf die Höhe des Lokals über dem Albertkanal. Schon der Eingang mit seiner riesigen stahlbeschlagenen Eingangstür weist auf den vormaligen Zweck dieser Anlage hin. Heute dient sie auch idealerweise als Eventund Open Air-Location. Ansonsten trifft man viele Radfahrer, die am Albert-Kanal entlang radeln und hier einen Stopp einlegen. Bei einem Besuch sollte man beachten, dass montags und dienstags geschlossen ist, ansonsten ist die Brasserie von 11.30 Uhr bis 18.30 Uhr und freitags bis sonntags bis 21.00 Uhr geöffnet.

Attraktives Ziel

Onder de Brug ist Brasserie und Museumsbunker zugleich. Foto: Rolf Minderjahn
Onder de Brug ist Brasserie und Museumsbunker zugleich. Foto: Rolf Minderjahn

Albert-Kanal hört sich zunächst eigentlich nicht nach einem Freizeitmagnet an. Es ist zwar in erster Linie eine künstlich angelegte Wasserstraße für die Binnenschifffahrt, doch er hat es auch als Freizeitziel in sich. Ein echter Tipp, nicht nur für Freunde von Schiffen und Wasser, sondern auch von Radfahrern und insbesondere Rennradfahrern. Doch auch ein Besuch an den Brücken und Schleusen ist spannend und entspannend.

Ein Grund für seine Attraktivität ist natürlich, dass er an vielen Stellen direkt am Ufer mit ausgedehnten Radfahrwegen bestückt ist. Ein weiterer wesentlicher Anreiz sind die wunderbaren Landschaften, durch die der Kanal verläuft, von Lüttich aus kommend bis hinauf nach Antwerpen mit sehr vielen erlebenswerten Ausflugszielen in seiner Nähe wie Maaseik, Hasselt, Naturpark Hoge Kempen oder Park Midden-Limburg.

Nach König Albert I. benannt

Der Albert-Kanal wurde in den Jahren von 1930 bis 1939 angelegt. Benannt wurde er nach dem belgischen König Albert I., der am 31. Mai 1930 den Grundstein für den Kanalbau gelegt hatte, der am 30. Juli 1939 offiziell eröffnet wurde. Die Länge des Kanals beträgt 129,5 Kilometer. Er verfügt über sechs Schleusenanlagen und 62 Brücken. Seit seiner Erweiterung im Jahr 1997 sind Schiffe der Schiffsklasse VI zugelassen, auch für Schubverbände mit vier Leichtern mit insgesamt 9000 Tonnen Nutzlast, ganz schöne Brummer, die parallel zu den Radfahrern auf den Radwegen durch das Kanalwasser pflügen.

Man kann bereits von Beginn an im Lütticher Hafen den Albert-Kanal entlang Rad fahren über den sogenannten RAVEL 1 Est Rad- und Wanderweg. Er begleitet ihn ein Stück durch die Hafenanlagen von Lüttich bis hinaus aus der Stadt, wechselt die Kanalseite. Auch der Radweg an der Maas ist Teil des RAVEL 1 Est. Beide Wasserstraßen führen ihren Lauf ein Stück parallel, bis dann spektakulär durch eine Schneise, dem Caster-Graben, zwischen den Massiven eines Ausläufers des Sint-Pieters-Berges der Kanal nach Flandern abzweigt und die Maas an der Schleuse von Lanaye nach Maastricht. Der Caster-Graben wurde extra für den Albert-Kanal ausgehoben. Dort liegt auch das berüchtigte belgische Bunkerfort von Eben-Emael. Der Sint-Pieters-Berg ist ein Kalksteinmassiv (Mergel) bei Maastricht und ein geologisches Phänomen mit kilometerlangen Höhlengängen, die man von Maastricht aus besichtigen kann.

Tipp in der Nähe: Eine Besichtigung des unterirdischen Forts von Eben-Emael und des Eben-Ezer Turms sorgen für unvergessliche Eindrücke. (Rolf Minderjahn)

Weitere Informationen: onderdebrug.be