B3: Mega-Mediathek für Lüttich

Neues Zentrum für Literatur, Kreativität und Digitales. Dazu ein dreitägiges Spektakel des Festes an Maria Himmelfahrt in Outremeuse, Umzug mit den traditionellen Riesenfiguren am 15. August, uvm.
Fassade, in der sich die Musikakademie spiegelt. Das neue B3 verfügt auch über eine Brasserie.  Foto: Rolf Minderjahn
Fassade, in der sich die Musikakademie spiegelt. Das neue B3 verfügt auch über eine Brasserie.  Foto: Rolf Minderjahn

Auch das liebenswerte und immer noch etwas vergessen wirkende Viertel Outremeuse auf der anderen Maasseite im Lütticher Zentrum profitiert nun von der Dynamik zeitgenössischer Architektur, die in Lüttich seit rund 15 Jahren auf dem Weg ist und aus der ehemaligen Industriestadt eine echte Metropole der Kunst und Kreativität macht.

Das neue B3, ein 15.000 m² großes Gebäude, ist einzigartig in der ganzen Wallonie, vor allem aufgrund seiner Konzentration neuester, umweltfreundlicher Architektur und Technologien. So ist zum Beispiel die Dachkonstruktion begrünt, um vor Hitze zu schützen, ebenso wie die „zweite Haut“ der Fassaden, Regenwasser wird gesammelt und geht in die Sanitäranlagen sowie eine intelligente Beleuchtung zur Energieeinsparung dient. Dazu kommt eine Geothermik, bei der das Gebäude geheizt und gekühlt wird aus dem Wasser der Maas.

Einheimischen wie Besuchern stehen 600.000 Dokumente, darunter 200.000 Bücher in verschiedenen Sprachen zur Verfügung (sie waren in der ehemaligen Bibliothek Chiroux versammelt). Dieses Zentrum soll mehr Leben und Aufenthaltsqualität in das Viertel bringen. Es steht auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Bavière (Bavière heißt auf Deutsch Bayern, denn es wurde von einem Wittelsbacher, Ernst von Bayern, gegründet. Regenten aus diesem Hause waren lange Zeit auch Fürstbischöfe von Lüttich). Das Haus gehört der Provinz Lüttich, während die Stadt Lüttich auf dem Gelände eine kleine Parkanlage angelegt hat mit Sitzbänken und Wasserspringanlagen.

Gleich nebenan, ein architektonischer Kontrast, die im typischen Lütticher Baustil erhaltene Musikschule Académie Grétry. Der in Lüttich geborene Komponist gilt als Mitbegründer der komischen Oper. Seine Statue steht vor der herrlichen königlichen Oper der Wallonie in Lüttich. Sein kleines Museum ebenfalls in Outremeuse. Ein Stück weiter auf dem Boulevard de la Constitution findet jeden Freitag der große Flohmarkt statt. Ein kunterbuntes Völkchen schlängelt sich an den Ständen entlang und flaniert anschließend in die umliegenden Cafés, von denen einige restauriert worden sind und mit zu den charmantesten Locations in Lüttich zählen, darunter Le Toussaint, La Banque, Côté-Cour, Côté Jardin, Le Randaxhe, Café Le Petit Bougnat. Tipp für Feierbiester: das dreitägige Spektakel des Festes an Maria Himmelfahrt (14. bis 16. August) in Outremeuse. Sehenswert ist der Umzug mit den traditionellen Riesenfiguren am 15. August.
(Rolf Minderjahn)