Wie klein sie auch sein mögen, sie haben fast alle ein Schloss oder herrschaftliche Gebäude, Parks, Gassen, altehrwürdige Bauernhöfe, offene Wasserläufe und Brunnen, und natürlich reichlich Geschichte und Geschichten. In allen Provinzen der Wallonie finden sich solche schmucken Kleinode, die zudem durch ihre versteckte Lage in Talmulden geduckt, auf Höhenzügen genistet oder in Nebentälern an Bächen geschmiegt, mit der unvergleichlichen Natürlichkeit dieser Landschaften gesegnet sind.
Restaurierte Gebäude
32 ausgesuchte Ortschaften tragen das Prädikat „Die schönsten Dörfer der Wallonie“ (zu erkennen am Logo „Association des plus beaux villages de Wallonie“). Mit ihren restaurierten Gebäuden in den unterschiedlichsten Farbtönen, Marmorierungen und Formen ihrer Steine verwöhnen sie das Auge der Besucher. Edle Blausteineinfassungen um Sprossenfenster und Türen, Bruch-, Kalk- und Sandstein in Perfektion verarbeitet, teilweise hunderte Jahre alt, harmonieren mit Fachwerk, bunten hölzernen Fensterläden, Erkern, Schieferdächern und liebevoll gepflegten Blumenbeeten und Vorgärten.
Unbescholtene Natur
Ein Trumpf dieser Orte ist vor allem auch die Möglichkeit, auf originelle, authentische, rustikale oder moderne Art und Weise, zu übernachten, in den B&B's, den Ferienwohnungen und Unterkünften auf Bauernhöfen oder in umgestalteten historischen Gemäuern. Dazu Wandermöglichkeiten par excellence, unbescholtene Natur, Ruhe und Abgeschiedenheit, ein bezahlbarer Luxus in einer unkontrollierbaren Zeit. In unserer Nähe kurz hinter der Grenze liegen gleich vier dieser Dörfer: Clermont-sur-Berwinne, Limbourg, Olne und Soiron. Letzteres ist für Entdecker ein wahres Paradies. Am Rande des Herver Landes liegt Soiron. Es ist über 1.000 Jahre alt ebenso wie Olne, seine Nachbarin. Die Hauptsehenswürdigkeit in Soiron ist das Schloss, das Château de Soiron, in seinem weitläufigen Park an der Straße nach Xhendelesse gelegen. Das Schloss von Soiron ist im Privatbesitz. Das zweite Schloss hier, das Château de Sclassin, stammt vom Ende des 16. Jahrhunderts. Der Bau ist ein prächtiges Domizil im Stil Louis-quinze. Es hat zwei vollständig gleiche, harmonische und schöne Fassaden. Zum Schloss gehört eine Remise, die von zwei mächtigen Türmen flankiert ist.
Auf der anderen Seite zum Dorf liegt der ehemalige Bauernhof des Schlosses. In dem großen Gebäude hat der Pâtissier Theunissen sein Refugium. Nebenan in der ehemaligen Scheune (Séchoir à chardons) aus dem 19. Jahrhundert wurden früher Distelgewächse getrocknet, die für die Wollproduktion im nahen Verviers verwendet wurden. Die vielen schmalen Luftschlitze in den Mauern zeugen davon.
In der Dorfmitte thront die Sankt-Rochus Kirche. Ihr mächtiger Turm im romanischen Stil hebt sich vom Rest des Gebäudes in der Bauart der maasländischen Renaissance ab. Am Platz vor der Kirche fallen viele herrliche Gebäude aus für den maasländischen Stil typischen Sand- und Kalkstein ins Auge sowie die schönen Fenster- und Türeinfassungen aus Blaustein. Die meisten Häuser in Soiron wurden im 17. und 18. Jahrhundert erbaut. Im Dorfkern steht das alte, restaurierte Waschhaus, in dem noch heute das Wasser aus einer nahen Quelle fließt. Gegenüber plätschert der Bach Bola, der in die Weser (frz. Vesdre) mündet. (Rolf Minderjahn)