Versteckte Ecken in Lüttich entdecken. Spaziergänge in Parks sowie an Maas und Ourthe entlang.
Grüne Inseln in Lüttich? Ja, die gibt es. Und sie lohnen einen Besuch. Wer neugierig ist und genauer hinschaut, wird sie entdecken. An der Maas entlang Richtung Bahnhofsviertel Guillemins, grobe Richtung hin zu den Ardennen, denn die reichen bis vor die Tore Lüttichs, beispielsweise in Form der Ourthe, die hier in die Maas mündet. Diese Ecke von Lüttich lässt sich mit dem Auto erkunden oder per Anreise mit dem Zug, der Bahnhof Guillemins liegt in unmittelbarer Nähe.
Wenn die Straßenbahn 2025 fährt, wird es umso komfortabler, diese von der City abseits gelegenen Kuriositäten aufzusuchen. Nicht zu vergessen in der schönen Jahreszeit das Maasshuttle-Schiff (navette).
Zunächst kommt der Parc d'Avroy am gleichnamigen Boulevard mit dem Reiterstandbild Karls des Großen. Im Jahr 1855 bietet Louis Jéhotte, seinerzeit Professor für Bildhauerei an der Akademie der Schönen Künste in Brüssel, der Stadt Lüttich an, ein Reiterstandbild Karls des Großen herzustellen. Diese Bronzeskulptur sollte ursprünglich auf dem Place Saint-Lambert ihre Bleibe finden. Letztlich wurde sie am nördlichen Ende des Boulevard d'Avroy installiert (1868). Am gegenüberliegenden Ende des Parks steht ein großes Denkmal für Charles Rogier, dessen Verdienste um den belgischen Staat groß sind.
Es sind noch zwei weitere Skulpturen, die sich in dem kleinen Park Les Terrasses befinden: Li Torê, ein nackter Mann scheint einen Stier zu bändigen, auffallend hier und Stein des öffentlichen Anstoßes, die hervorgehoben dargestellten Weichteile des Tieres und die Nacktheit des - Mannes. Außerdem die Skulptur eines Schiffstreidlers mit seinem Pferd, eine 1885 in der Lütticher Kanonengießerei gegossene Gruppe.
Von diesem Park ab wird Lüttich weiter, großstädtischer und moderner, mit einer ganz neuen Aufenthaltsqualität und Städtebaustruktur im Citymaẞ. Direkt in der Nähe des Parc d'Avroy befindet sich der botanische Garten von Lüttich, der einzige in der Wallonie. Unweit des Bahnhofs Guillemins kommt man in diese Naturoase mit einem der größten Arboreten Belgiens und dem denkmalgeschützten Gewächshauskomplex im viktorianischen Stil (1883). Rund 5.000 tropische Pflanzen und rund 170 Baum- und Straucharten sind zu bewundern. Genusstipp: Das originelle Café des Parks, Le Péristyle, Rue Fusch 3. Der botanische Garten wird Mitte dieses Jahres nach einer Renovierung neu eröffnet.
Parc de La Boverie
Der Parc de la Boverie liegt auf einer Insel zwischen der Maas und dem Maaskanal Dérivation. Der Park ist ein urbanes Erholungsgebiet. Ein wunderbarer Ort für Spaziergänge, immer in der Nähe der Maas. Rosengarten, antike Volière, Statuen, Teiche, Picknicken auf dem Rasen, Grünflächen bis ans Maasufer mit herrlichen Blicken auf den Fluss sowie auf die Kulissen des Viertels Guillemins. Mittelpunkt, das Palais des Museums La Boverie. Nicht zu übersehen, die Brücke Pont de Fragnée, mit ihren mächtigen Säulen, Statuen und Posaunenengeln, mit golden verzierten schmiedeeisernen Brückengeländern.
Gegenüber dieser Brücke fließt die Ourthe in die Maas, an 5 der rechten Seite der Ourthe entlang zieht sich der Quai des Ardennes mit hunderte Meter langen Alleen mit wunderschönen Bäumen. Der Quai des Ardennes ist auch Zielankunft des legendären Radklassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich.
Auf der anderen Seite der Ourthe in der Nähe des riesigen Einkaufszentrums Belle-Île liegt versteckt der idyllische Canal de l'Ourthe, ein Geheimtipp für einen schönen Spaziergang in teilweise Natura 2000 zertifizierter Umgebung mit einer interessanten Fauna und Flora, üppigem hohen Schilfwuchs an den Ufern, Brücken und einigen alten Kähnen und Booten, geduckt zwischen den Uferböschungen und Trauerweiden, ewig vor Anker liegend. Die Boote rosten leider vor sich hin, einige von ihnen sind noch bewohnt oder werden nur teilweise genutzt. Das hat die Anmutung von Einsiedelei, ergibt dennoch in seiner Gesamtheit eine romantische Oase, die vor allem schön ruhig ist, inmitten der brausenden Großstadt, und eine zauberhafte Naturidylle hervorbringt. Man kann am Kanal entlang in beide Richtungen spazieren.
(Rolf Minderjahn)