Im nahen Ostbelgien gibt es vielerlei Sehenswürdigkeiten zu entdecken, in einer unverbrauchten, spannenden Kulturlandschaft, ein kleines Reiseglück, das so nahe liegt. Man kann beispielsweise der Burgenroute folgen, in pittoresken Dörfern der Geschichte auf der Spur sein, Wanderungen im Göhltal unternehmen, Golfen, Töpferkunst bewundern, eines der zahlreichen guten Restaurants testen oder zur inneren Einkehr die Wallfahrtsstätte von Moresnet aufsuchen.
Beeindruckend sind nicht nur die 14 Stationen des Kreuzweges im Wallfahrtsort Moresnet, sondern auch der ihn umgebende Park von 3,5 ha Fläche mit prächtigen Bäumen und Pflanzen. Die Kreuzwegstationen sind als kleine Grotten angelegt, jede einzeln hinter einer Biegung des Weges gelegen und von den anderen Stationen aus nicht sichtbar. Das soll das Empfinden des Alleinseins, umgeben von einer vielfältigen Pflanzenwelt, bewirken.
Vielfältige Natur
Hohe Bäume, blühende Büsche, Blumenbeete und Blumenkissen säumen den Weg und zeugen von der Vielfalt der Natur. In voller Blüte hat sie die Anmutung einer Märchenlandschaft. Man findet Zypressen, Fichten, Douglas-Tannen, Lärchen, Trauerrotbuchen, Winter-Linden und manch andere Prachtbäume. Eine selten schöne Harmonie von Natur und Gebetsstätten.
Das Material der Grotten ist vom Klostergelände stammender Bruchstein. Die Gewölbe sind aus Ringofensteinen aus Vaals gemauert, das Äußere besteht aus kunstvollem Lavagestein aus der Vulkaneifel. Die Decken haben Tropfensteine aus Thüringen und die wunderbar verzierten Wände zeigen Mosaikarbeiten mit Kalkspat, Bimsstein, Glasschlacken und Marmor aus der Region. Nicht minder kunstvoll sind die restaurierten und verzierten schmiedeeisernen Gitter, Werke des Franziskaners Valens Zimmermann.
Zu verdanken ist diese Stätte dem Pater Johannes de Ruiter, der 1898 nach seinen eigenen Plänen begann, diesen Kreuzweg anzulegen. Aus Frankreich bezog man 68.000 Zierpflanzen, und 90 Sorten Edelhölzer standen zur Bepflanzung der Anlage zur Verfügung. Später kam Bruder Quintilian Borren, ein erfahrener Baumeister, nach Moresnet, um die Errichtung der Kreuzweganlage weiterzuführen. Die Stationsbilder, aus feinstem Kalksandstein geschaffen, sind Hochreliefarbeiten von seltener Güte. Hinter unterschiedlichen Gittern, zwei Stufen hoch, befindet sich jeweils ein Altar. Der Boden ist in immer anderen Mustern mit farbigen, dekorierten Kachelplatten ausgelegt.
Der Kreuzweg ist in drei Sprachen ausgeschildert (auch in Deutsch). Viele tausend Pilger kommen jährlich nach Moresnet zum Beten.
(Rolf Minderjahn)