Monumentale Klosterruine in Villers-La-Ville

Abtei-Ruine von Villers-la-Ville im Tal der Thyle: Diese Ruine ist ein bedeutendes Zeugnis des Lebens der Zisterziensermönche. Ein Highlight sind die Lichtshows und die gesteuerten Fluglichter
Von Villers aus lohnt sich ein Abstecher nach La Hulpe. Der sehenswerte Landschaftspark und ein Teil des Waldes von Soignes bilden den schmuckvollen Rahmen für das um 1840 errichtete Schloss. FOTOS: ROLF MINDERJAHN

Man braucht nicht in Rom oder Athen zu sein, um bemerkenswerte archäologische Stätten besichtigen zu können. Lediglich rund 90 Minuten Autofahrt von der Aachener Region aus sind nötig. In ihrem„Nest“ im Tal der Thyle ruht die Abteiruine von Villers-la-Ville südlich von Brüssel. Man traut seinen Augen kaum, solch ein monumentales Bauwerk in dieser Abgeschiedenheit vorzufinden. Es ist wohl eines der größten Zeugnisse des Lebens der Zisterziensermönche in Europa.

Die Ruine ist wohl eines der größten Zeugnisse des Lebens der Zisterziensermönche in Europa.
Die Ruine ist wohl eines der größten Zeugnisse des Lebens der Zisterziensermönche in Europa.

Der Kreuzgang mit rund 40 Metern Seitenlänge und einem Steingarten, von der Umwelt durch die angrenzenden Räume getrennt, dem Himmel weit geöffnet, ist der Mittelpunkt der Abtei. Um ihn herum angeordnet ist das Ensemble der Ruinen der Abteigebäude samt der monumentalen Kirche mit den Ausmaßen einer Kathedrale.

30 Hektar Grünfläche mit fünf Gärten und ausgewiesene Picknickplätze laden zum zauberhaften Flanieren ein. Der Komplex umfasst 50.000 Quadratmeter mit erhaltenem Mauerwerk oberhalb des Bodens und 5000 Quadratmeter romanischer und gotischer Gewölbe unterhalb. Villers-la-Ville wurde 1146 vom Heiligen Bernhard gegründet.

Einzigartige Verbindung von Architekturstilen

Die mehr als 850 Jahre alte Ruine setzt sich aus erhaltenen Überresten der romanisch-ogivalen, gotischen und Renaissance-Zeit zusammen. Sie verkörpert damit eine einzigartige Verbindung aller architektonischen Stilrichtungen, die vom 12. bis 18. Jahrhundert in unserer Region ihre Blütezeit erlebten.

Durch Projektoren gesteuerte und sich kreuzende Fluglichter sorgen während der Sommerabende für ein atemberaubendes Schauspiel. Tagsüber sorgt die Sonne für ein natürliches Licht-Schatten-Szenario in den unzähligen Fenstern, Bögen, Höfen, Mauern und Säulengängen.

Von Villers lohnt sich ein Abstecher nach La Hulpe. Am Eingang des weitläufigen Parks von 220 Hektar Ausdehnung erahnt man zunächst nur, welches Naturdenkmal sich hier entfaltet. Die komfortabel angelegten Spazierwege führen leicht bergan durch Parks mit riesigen Bäumen, an Rasenflächen und Wasser vorbei, laufen über bewaldete Hügel bis hinauf zum Schloss. Mit seiner symmetrischen Fassade, flankiert von vier efeubedeckten Türmen mit silbergrauen Zipfelhauben, thront es auf der Kuppe der königlich anmutenden Parkanlage.

Eine Welt aus Poesie und Träumen

Im ehemaligen Gehöft des Schlosses, der Ferme du Château, etwas unterhalb des Parks, befindet sich die Fondation Folon, eines der originellsten Museen der Wallonie. Jean-Michel Folon hat hier sein künstlerisches Erbe in Form von mehr als 300 Aquarellen, Skulpturen, Gravuren, Objekten, Postern und Illustrationen in einem Museum in den Gebäuden des Bauernhofes aus dem Jahr 1833 untergebracht.

Ein multimedialer Rundgang durch die einzelnen verbundenen Gebäude entführt den Besucher in Folons Welt der Poesie und Träume. Er ist geheimnisvoll, so wie es Folon gewollt hat, der noch an der Kreation des Museums bis zu seinem Tod 2005 mitgewirkt hat. Es handelt sich dabei um ein Universum, in dem sich Architektur, Töne, Lichtspiele, optische Effekte kunstvoll verbinden. Es gibt hier zahlreiche Motive, die sofort ins Auge fallen, im Gedächtnis bleiben, zur Fantasie anregen. Immer wiederkehrendes Motiv ist Folons Werk zum Beispiel das des Mannes mit Hut, der auf einer Leiter unter dem Sternenhimmel balanciert.
(Rolf Minderjahn)