So schön sie auch sind, die flämischen Juwelen und Tourismusmagnete Antwerpen, Brügge und Gent, es lohnt sich auch einmal einen Blick oder eine Reise in eine der Nachbarstädtchen in der Region Ost-Flandern zu unternehmen. Hier seien zwei der schönsten empfohlen, Dendermonde und Aaalst nahe Antwerpen. Man trifft auf jahrhundertealte Kulturen, Traditionen und Bräuche, besonders schöne Architektur, insbesondere auf den Marktplätzen mit den Rathäusern und Belfrieden. Und nicht zu vergessen, die Kulturvielfalt, beispielsweise Gemälde von Rubens.
Dendermonde
Ein riesiges Holzpferd herrscht über die Stadt. Diese legendäre Tierfigur wird alle zehn Jahre bei einem Umzug durch Dendermonde getragen, was immer mit einem unvergleichlichen Volksfest verbunden ist. Es ist das Pferd auf dem die berühmten vier Brüder Aymans vor der Rache Karls des Großen flohen. Überall in der Kulturgeschichte Belgiens trifft man auf dieses Wunderpferd, beispielsweise in den Ardennen an der Felsnadel Dinant. Vom Belfried erklingt das Glockenspiel, Flanderns musikalische Erkennungsmelodie, über den gemütlichen Marktplatz. Im von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannten Belfried lässt der Carilloneur die 49 Glocken erklingen. Ein unvergesslich romantisches Erlebnis. Die alte Renaissance-Tuchhalle mit einer sehenswerten Gemäldesammlung und Anthon van Dycks „Christus am Kreuz“ in der bedeutenden gotischen Liebfrauenkirche gehören zu den Anziehungspunkten des fast 1000- jährigen Städtchens Dendermonde, zwischen Gent und Mechelen, an den Flüssen Schelde und Dender gelegen. Der St.Alexius-Beginenhof, der über ein winziges Portal und schmalen Steg zu erreichen ist, bietet mit seinen 61 Wohnhäusern aus dem 17. Jahrhundert ein unvergleichliches Ensemble aus rotem Ziegel und weißem Sandstein („Speck-Stil“). Wo heute unter anderem ein Beginenhofmuseum eingerichtet ist, lebten um 1500 einmal 369 fromme, schwarz gekleidete Beginen mit den typischen großen, weißen Hauben in einer ordensähnlichen Laiengemeinschaft.
Aalst
Auch das mittelalterliche Aalst an der Dender hat einen Belfried vorzuweisen, sein mechanisches Glockenspiel ist eines der ältesten. Es datiert von 1461 und verfügt über 52 Glocken. Der Belfried diente im 15. Jahrhundert einmal als Folterkammer. Er steht neben dem ältesten Schöffenhaus Flanderns, dem Schepenhuis aus dem 15. Jahrhundert. Friedlicher betätigte sich zur gleichen Zeit Dirk Martens, der in den damals südlichen Niederlanden die Buchdruckkunst begründete und Schriften des Thomas Morus und Erasmus von Rotterdam herausgab. Die anmutige Harmonie von spätgotischem Innenleben, barocken Kunstwerken (u.nter anderem von Rubens) und prachtvoller Portal-Gestaltung ist in der Sint-Martins-Kirche zu erleben. Weitere Informationen sind erhältlich unter toerismedendermonde.be/deutschaalst.be und visit-aalst.be/de. (Rolf Minderjahn)