Backen und Beten

Nach Tancrémont und Banneux kommen nicht nur Pilger, sondern auch Liebhaber des berühmten Reisfladens.
In Banneux werden von von Mai bis Oktober täglich Pilgermessen abgehalten. FOTOS: ROLF MINDERJAHN

Kaum irgendwo wird er so gut gebacken wie in Tancrémont. Das Zentrum des leckeren Geschehens bilden die beiden gegenüberliegenden Cafés, das „Péché Mignon“, mit dem treffenden Namen „Kleine Sünde“, und das „Au Vieux Tancrémont“ mit der schönsten Aussichtsterrasse. Neben dem berühmten belgischen Reisfladen (Tarte au Riz) gibt es die famosen Stücke Kuchen (am Tisch serviert je 1/8 Torte groß) zum Beispiel mit köstlichem Obst, ob Pflaumen, Aprikosen, Rhabarber, Kirschen, Himbeeren oder Äpfel. Tortenstücke werden hier mit Messer und Gabel verzehrt, was bei der Wagenradgröße der Fladen nicht verwunderlich ist.

Gleich dazu gibt es den phantastischen Ausblick von der Höhe auf die sanften Hügelketten der Ardennen, der eindrucksvoll die Schönheit dieser Landschaft vermittelt. In den Archiven der Pfarrkirche von Theux wird ein altes Kreuz in der Kirche Saints Alexandre et Hermès erwähnt, das im 9. Jahrhundert entstanden sein soll. Hinweise deuten darauf hin, dass es über Jahrhunderte zum Chor gehörte, bevor es in eine Seitenkapelle des 18. Jahrhunderts verbannt wurde. Wahrscheinlich wurde es während der französischen Revolution unter einem Stein verborgen und im 19. Jahrhundert von einem Bauer in gutem Zustand gefunden. Das romanische Kruzifix zeigt einen bekleideten Christus mit einer königlichen Krone, dessen Füße nebeneinander liegen, ohne Nägel, was die außergewöhnliche künstlerische Erhabenheit unterstreicht.

Bekannter Wallfahrtsort

Das nur wenige Minuten von Tancrémont entfernte Banneux ist ein viel besuchter Wallfahrtsort mit einer bekannten Heilquelle. Von Mai bis Oktober werden dort täglich Krankensegnungen und mehrere Pilgermessen abgehalten. Wer aus unserer Region pilgern möchte, muss keine weiten Wege auf sich nehmen. Anfang des 20. Jahrhunderts soll die Jungfrau Maria der zwölfjährigen Mariette Beco im Jahr 1933 insgesamt acht Mal erschienen sein. Maria forderte sie auf, zu glauben, zu beten und eine Kapelle an der Quelle zu errichten. 1937 wurde die Esplanade gebaut, die noch heute Pilger empfängt, umgeben von zwei langgestreckten Kapellen und einem erhöhten Altar.

Die Schlichtheit der Botschaft spiegelt sich im Ort wider. 1984 kam ein Gebetsraum für etwa 5000 Pilger hinzu. Banneux strahlt Ruhe, Schlichtheit und Besinnung aus. Neben den Kapellen kann man auch den Kreuzweg im angrenzenden Park besuchen. Unzählige Gebetsstätten aus aller Welt laden Pilger ein, Kerzen anzuzünden und zu beten. 1985 kam Papst Johannes Paul II. nach Banneux. In diesem Jahr wird außerdem ein neues Besucherzentrum eröffnet.

Tipp: Seit 1933 wird in Banneux jeden Abend der Rosenkranz gebetet. (Rolf Minderjahn)