Ohne MATSE geht es nicht

Software entwickeln: Duale Studium-Ausbildung ist so vielschichtig wie das Leben.
Mathematisch-technische Softwareentwicklung ist längst nicht mehr ein reiner Männerjob. FOTO: MEDIAPHOTOS - STOCK.ADOBE.COM

Dass Handys gelegentlich „mitdenken“, Lichter im „smarten Haus“ zu einer gewünschten Zeit ausgehen, ohne dass auch nur ein Schalter betätigt wurde, oder eine Anzeigentafel an der Haltestelle auf die Verspätung des Busses hinweist - hinter jeder dieser Reaktionen steckt anspruchsvolle Software, die von hellen Köpfen ganz anwenderfreundlich erarbeitet wurde.

MATSE heißen die klugen Köpfe, die dahinterstecken - was die Abkürzung für Mathematisch-Technische Softwareentwickler und -entwicklerinnen meint. Dieser duale Studiengang, der auch von der FH Aachen im IT Center der RWTH Aachen angeboten wird, ist ein ausgewogener Mix aus Mathematik und Informatik - verbunden mit einem hohen Praxisanteil.

Dabei ist die Berufsausbildung, die finanziell von den jeweiligen Ausbildungsbetrieben unterstützt wird, vollständig in das Studium integriert. Hochschule einerseits und Ausbildungsbetrieb andererseits bilden die zwei Lernorte. Dabei sind die Software-Schwerpunkte so vielfältig wie das Leben selbst.

„Die Schule war nicht alles, hier kann es weitergehen. Hier können die MATSE mitwirken, die Welt zu gestalten und zu verbessern“, so sieht Claudia Keverpütz vom IT Center der RWTH Aachen die großen Vorteile dieses Berufs. „In vielen Ausbildungsbetrieben durchleben die MATSE ihre Ausbildung an unterschiedlichen Abteilungen.

Jede bietet interessante Praxis-Aufgaben im Ausbildungsalltag“, macht Claudia Keverpütz einen Berufszweig schmackhaft, ohne den ein IT-Unternehmen heutzutage nicht mehr auskommt. Insgesamt sind rund 80 Firmen, RWTH und FH sowie das Uniklinikum an der Ausbildung für Mathematisch-Technische Softwareentwickler und Entwicklerinnen beteiligt.“ Wer übrigens mehr zur Vielfalt und den einzelnen Stationen des dualen Studiums mit integrierter Ausbildung zum MATSE am IT Center wissen möchte, findet ausführliches auf der Internetseite unter www.itc.rwth-aachen-de/matse . (red)


Neue Wege zur Vereinbarkeit

Handwerkskammer fordert Unterstützung.

Angehende Gründerinnen und stehen Betriebsnachfolgerinnen vor der Entscheidung, ob sie ihre Familienplanung zugunsten ihres Betriebs zurückstellen sollen oder umgekehrt. Denn Selbstständige müssen im Vergleich zu Arbeitnehmerinnen in aller Regel deutliche Abstriche im Hinblick auf soziale Leistungen wie das Mutterschaftsgeld und das Elterngeld machen. Mutterschaftsgeld erhält die selbstständige werdende Mutter zum Beispiel nur dann, wenn sie sich im Vorfeld dafür zusätzlich versichert hat. Dabei ist die Höhe auch geringer als bei Arbeitnehmerinnen.

„Das ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum aktuell lediglich 22 Prozent der Handwerksbetriebe in NRW von Frauen geführt werden“, sagt Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen. Die Aachener Kammer ist eine von sieben Kammern in NRW, die den Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT) bilden. Die Organisation hat jüngst ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sie sich entschieden für verbesserte Bedingungen für Unternehmerinnen im Handwerk einsetzt. Der Fokus liegt dabei auf der Vereinbarkeit von Schwangerschaft und Mutterschaft mit der unternehmerischen Selbstständigkeit.

Stärkung von Müttern

„Die aktive Förderung und Unterstützung von Unternehmerinnen im Handwerk ist ein entscheidender Schritt hin zu mehr Gleichstellung und wirtschaftlichem Wachstum. Wir müssen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Schwangerschaft und Mutterschaft kein Hindernis für weibliche Selbstständigkeit darstellen“, so der Präsident der Handwerkskammer Aachen und Familienvater Herwartz.

Der WHKT schlägt konkrete Maßnahmen vor, um die Situation zu verbessern. Dazu zählen: Eine Vereinfachung des Zugangs Mutterschaftsgeld zum für Selbstständige und eine Anpassung der Elterngeldberechnung, die insbesondere Gründerinnen entgegenkommen soll. Die Einführung eines flächen- und branchenübergreifenden Systems der Betriebshilfe, um die Fortführung des Betriebs sicherzustellen, inspiriert von Modellen aus der Landwirtschaft und aus Österreich. Wünschenswert ist eine finanzielle Spritze, mit der der Betrieb die Möglichkeit hat, eigenständig eine aus seiner Sicht geeignete Person für den Ausfall einzustellen. Eine Intensivierung der Beratungsangebote durch Krankenversicherer und staatliche Stellen, um Unternehmerinnen bestmöglich über ihre Absicherungsmöglichkeiten zu informieren.

„Es ist sehr wichtig, dass wir denken, nicht in Geschlechtern sondern in Kompetenzen und Fähigkeiten. Indem wir selbstständige Frauen während Schwangerschaft und Mutterschaft unterstützen, helfen wir unserer ganzen Branche“, betont Herwartz. Es sei an der Zeit, dass die Politik handele und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffe, um Frauen den Weg in die Selbstständigkeit im Handwerk zu erleichtern.

Als regionale Dachorganisation vertritt die Handwerkskammer Aachen die Interessen von rund 17.500 Handwerksbetrieben mit ihren über 86.000 Angestellten und knapp 5.600 Lehrlingen in der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg.

Mit einem Umsatz von circa 9,2 Milliarden Euro ist das Handwerk eine der wirtschaftlichen Stützen im Kammerbezirk. (red)