Arbeitsplatz finden und Potenzial entfalten

Chance Inklusion: Die Arbeitsagentur Aachen zeigt auf, wie und warum Menschen mit Behinderung ein Lösungsbaustein Fachkräftemangel für den sein können.
Claudia von den Driesch (2 v.l.) hat eine Behinderung und die Integration in den Arbeitsmarkt geschafft. Andrea Lozada (l.) und Walter Knops (r.) aus dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Aachen-Düren unterstützen Arbeitgeber wie Jacqueline Huppertz (2 v. r.) bei der Einstellung von Menschen mit Behinderung. FOTO: AGENTUR FÜR ARBEIT AACHEN-DÜREN

Inklusion bietet Unternehmen gerade in Zeiten des Fachkräftemangels Chancen. Denn arbeitslose schwerbehinderte Menschen sind im Durchschnitt besser qualifiziert, erklär die Arbeitsagentur Aachen-Düren-Köln. In der jüngsten Woche der Menschen mit Behinderung, die unter dem Motto „Inklusion bringt weiter“ stand, hat die Arbeitsagentur dazu aufgerufen, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung in keiner Lebens- oder Arbeitssituation außen vorgelassen werden dürfen.

Menschen mit einer Schwerbehinderung benötigten durchschnittlich 74 Tage länger, um eine Arbeit aufzunehmen, als Menschen ohne gesundheitliche Einschränkungen. „Bei der Suche nach Fachkräften schenken viele Unternehmen Menschen mit einer Beeinträchtigung zu wenig Aufmerksamkeit. Dabei können sie ein Baustein der Lösung für den Fachkräftemangel in der Region sein, denn sie sind im Durchschnitt besser qualifiziert als andere Arbeitslose. Inklusion bedeutet die Potenziale und Talente aller Menschen in den Mittelpunkt zu rücken“, so Ulrich Käser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aachen-Düren.

Von den schwerbehinderten Arbeitslosen hat jeder zweite einen Berufsabschluss. Betrachtet man alle arbeitslos gemeldeten Personen, trifft dies nur auf jede dritte oder jeden dritten zu. Die häufigste Ursache einer Schwerbehinderung ist eine im Laufe des Lebens auftretende Erkrankung, deshalb nimmt der Anteil der Menschen mit einer Schwerbehinderung mit dem Alter zu.

Luft nach oben

Schwerbehinderte Menschen sind nicht immer körperlich beeinträchtigt. Das sieht man auch daran, dass die meisten Schwerbehinderten im Agenturbezirk Aachen-Düren im verarbeitenden Gewerbe tätig sind - einer Branche, in der man bei der Arbeit oft körperlicher Beanspruchung ausgesetzt ist. „Von den fast 11.000 Beschäftigten mit einer Schwerbehinderung in unserer Region arbeiten rund 2.480 Menschen im verarbeitenden Gewerbe, dicht gefolgt von der öffentlichen Verwaltung, in der fast 2.120 Personen arbeiten und dem Gesundheits- und Sozialwesen, in dem gut 2.000 Menschen mit einer Schwerbehinderung arbeiten“, berichtet Käser.

In Unternehmen mit durchschnittlich der Region mindestens 20 Angestellten erfüllten nur 40,5 Prozent ihre Beschäftigungspflicht schwerbehinderter Menschen. Es gäbe somit weiterhin viele Arbeitgeber, die für jeden unbesetzten Pflichtarbeitsplatz für schwerbehinderte Menschen eine Ausgleichsabgabe in Höhe 140 bis maximal 360 Euro zahlen müssen, erklärt die Arbeitsagentur.

Die Agentur für Arbeit Aachen-Düren beschäftigt deutlich mehr Menschen mit Schwerbehinderung, als die Quote vorgibt. Im November 2023 beträgt ihr Anteil an der Gesamtbelegschaft 15,3 Prozent. Ein Beispiel für eine schwerbehinderte Beschäftigte in der Region ist Claudia von den Driesch, Verkäuferin im Lebensmittelhandel. Sie ist 52 Jahre alt und hat umfangreiche Berufserfahrung im Verkauf.

„In den letzten Jahren haben meine Einschränkungen zugenommen, ich bin sehr froh, dass hier im Konsum am Eifelsteig auf mich und meine Bedürfnisse Rücksicht genommen wird“, berichtet sie. Die Agentur für Arbeit hat das Unternehmen während der Einarbeitung durch eine Probebeschäftigung und einen Eingliederungszuschuss unterstützt. Das Geschäft in Mützenich wird von der Coop Eifel eG betrieben, die Vorständin Jaqueline Huppertz berichtet: „Auch wir haben Probleme Personal zu finden und freuen uns, dass wir jemanden mit dieser umfangreichen Berufserfahrung für uns gewinnen konnten. Durch die Unterstützung der Arbeitsagentur hatten wir die Möglichkeit die Kundin vorab kennenzulernen. Die individuelle Beratung von einem direkten Ansprechpartner war Gold wert.“

Breites Portfolio

Die Bundesagentur für Arbeit hat ein breites Portfolio an Unterstützungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer sowie für Arbeitgeber. Für den Bereich berufliche Rehabilitation und Teilhabe gibt es spezielle Teams, die auf ein fundiertes Fachwissen zurückgreifen können und bei der Integration in Arbeit unterstützen.

„Wir finden gemeinsam mit den Unternehmen Lösungen, die genauso individuell sind, wie die Einschränkung der Arbeitssuchenden. Unsere Aufgabe ist es, für Menschen mit einer Behinderung nicht nur einen Arbeitsplatz zu finden, der zu ihnen passt, sondern diesen auch so zu gestalten, dass sie ihr volles Potenzial entfalten können. Das gelingt uns manchmal schon mit einer speziellen Arbeitsplatzausstattung. Unsere Unterstützung reicht aber auch bis zum Bau einer behindertengerechten Toilette oder dem Umbau eines Autos, damit der Arbeitsweg zurückgelegt werden kann“, erklärt Andrea Lozada, aus dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Aachen-Düren.

Ob bei technischen, organisatorischen oder förderrechtlichen Fragen oder bei der Suche von Mitarbeitern und Auszubildenden mit einer Behinderung berät und unterstützt der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Arbeitgeber. Die Fachkräfte des Arbeitgeber-Services begleiten Unternehmen während des gesamten Einstellungsprozesses und stehen auch nach erfolgtem Arbeitsbeginn bei Inklusionsfragen beratend zur Seite.

Interessierte Unternehmen können sich online informieren unter www.arbeitsagentur.de/unternehmen/arbeitskraefte . Weitere Informationen für Menschen mit Behinderung sind zu finden unter www.arbeitsagentur.de/menschen-mit-behinderungen.

Dort können Betroffene auch einen Termin beim zuständigen Team berufliche Teilhabe im Arbeitsleben vereinbaren. (red)