Immer mehr Urnenbestattungen

Damit steigt auch die Nachfrage nach neuen individuellen Formen des Abschieds.
Viele Menschen bevorzugen individuelle Bestattungsformen und bestimmen bereits zu Lebzeiten das Prozedere für ihren letzten Gang. FOTO: DJD/ALGORDANZA ERINNERUNGSDIAMANTEN/SHUTTERSTOCK

„Abschied und Trauer sind keine Tabuthemen mehr, das Ende wird wieder Teil unseres Lebens, immer häufiger beschäftigen sich alte wie junge Menschen auch öffentlich mit Themen wie Sterben und Tod“ - so heißt es im Editorial des „Sterbereports 2022“, der sich unter anderem ausführlich mit den Veränderungen im deutschen Bestattungswesen befasst.

Besonders markant ist der Trend weg vom Sarg und hin zur Urne. 1960 entschieden sich noch gut 90 Prozent der Deutschen für eine Erdbestattung, nur zehn Prozent wählten die Feuerbestattung. 2020 lag das Verhältnis bei 24 zu 76 Prozent zugunsten der Feuerbestattung. Mit der Tendenz zur Urnenbestattung verbunden ist die wachsende Nachfrage nach alternativen und individuellen Bestattungsformen wie dem Friedwald, der Seebestattung oder dem Erinnerungsdiamanten.

Erinnerungsdiamanten als unvergängliches und diskretes Erbstück sind ein noch ungewöhnlicher Bereich der Bestattungskultur. Dabei wird wahlweise die gesamte oder ein Teil der Asche des oder der Verstorbenen zu einem Rohdiamanten gepresst und auf Wunsch geschliffen, die restliche Asche kann in der Urne beigesetzt werden.

Inzwischen ist die Asche aber nicht mehr die einzige Kohlenstoffquelle, die für die Herstellung eines Erinnerungsdiamanten genutzt werden kann. Die Alternative sind Erinnerungsdiamanten aus Haaren. Auf sie kann man zurückgreifen, wenn Erinnerungsobjekte aus Kremationsasche aus sozialen, rechtlichen oder familiären Gründen nicht möglich oder erwünscht sind.

Dieses Verfahren wird neben der Herstellung aus Kremationsasche etwa von einem Schweizer Unternehmen durchgeführt, das seit 2004 Erinnerungsdiamanten anbietet. Wenn man sich für einen Erinnerungsdiamanten aus Haaren entscheidet, wird die Asche in den meisten Fällen in einer Urne beigesetzt. Der Herstellungsprozess der Diamanten aus Haaren muss in der Schweiz stattfinden. Wer an einem Erinnerungsdiamanten aus Asche oder Haaren interessiert ist, wendet sich in Deutschland an ein Bestattungsunternehmen seiner Wahl.

Haare bestehen zu etwa 51 Prozent aus Kohlenstoff. Für die Produktion eines oder mehrerer Erinnerungsdiamanten werden daher nur fünf Gramm Haar benötigt. In einem ersten Schritt wird Kohlenstoff isoliert, gereinigt und aufgearbeitet. Im Anschluss wächst dieser unter hohem Druck und hoher Temperatur zu einem Erinnerungsdiamanten heran. Ein Rohdiamant kann auf Wunsch mit einer Lasergravur versehen werden. (djd)