Scharfer Durchblick

Biometrische Präzision kann zum Standard für immer mehr Gleitsichtgläser werden. Funktionsverlust der Linse ausgleichen.
BeimLesen von klein gedruckten Texten, wie in der Tageszeitung, fällt es besonders auf, wenn die natürliche Sehkraft nachlässt. FOTO: DJD/RODENSTOCK

Gutes Sehen ist für die meisten selbstverständlich. Wie entscheidend diese Fähigkeit für unsere Lebensqualität ist, merken wir erst, wenn die Sehkraft nachlässt. Oft fängt es Mitte 40 an: Die Tageszeitung ist plötzlich nicht mehr lesbar. Das Ziffernblatt der Armbanduhr erscheint unscharf. Diese scheinbar banalen Alltagssituationen stellen unsere Augen vor Herausforderungen, die sie mit zunehmenden Jahren nicht mehr so leicht bewältigen können. Denn auch die Augenlinse altert und verliert nach und nach ihre Elastizität. In Folge dieser Versteifung kann sie nicht mehr schnell zwischen Nah- und Fernsicht variieren.

Jedes Auge ist einzigartig

Um den alterungsbedingten Funktionsverlust der Linse auszugleichen, kann eine Gleitsichtbrille sinnvoll sein. Sie kann das Sehen stufenlos in allen Sehdistanzen wieder möglich machen. Voraussetzung für ein scharfes Seherlebnis bei jedem Blick und in allen Winkeln ist die Genauigkeit, mit der die Gleitsichtbrille an das individuelle Auge angepasst wird. Bislang werden herkömmliche Gleitsichtgläser in den meisten Fällen noch auf Basis eines traditionellen Sehtests hergestellt, bei dem lediglich vier Standard-Refraktionswerte ermittelt werden. Die Tatsache, dass jedes Auge in der Form seiner Linse und Hornhaut einzigartig ist, bleibt bei der traditionellen Glasberechnung unberücksichtigt. Das sorgt für deutliche Abweichungen.

Um die Biometrie des gesamten Auges zu erfassen, gibt es inzwischen zwei Verfahren. Zum einen kann der Optiker einen sogenannten DNEye-Scanner einsetzen, der neben der Augenlänge weitere tausende Datenpunkte digital ermittelt. Anhand der persönlichen Messdaten wird ein individuelles biometrisches Augenprofil berechnet, das direkt in die Anfertigung jedes einzelnen Brillenglases miteinfließt. Als Goldstandard entsteht so eine Gleitsichtbrille, die exakt zu den Augen des Brillenträgers passt und Schwächen weitgehend ausgleicht. Alternativ besteht die Möglichkeit, biometrische Norm-Gleitsichtgläser ohne präzise Vermessung mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) zu berechnen. So kann ein KI-basiertes Modell des Auges erstellt werden, selbst wenn nur die üblichen Refraktionswerte vorliegen. Diese neue Norm der Glasberechnung ermöglicht ein höheres Maß an biometrischer Präzision auch für StandardGleitsichtgläser. (djd)