398 Jahre und längst noch kein bisschen leise

VON GÜNTHER SANDER
„Schützen-Philosophie“ mit Präsident Hans-Peter Claessen und Vize Holger Deussen.
Freuen sich auf den Königs-Vogelschuss am Pfingstmontag im Stadtgarten: Vizepräsident Holger Deussen und Präsident Hans-Peter Claessen (von links, hier mit einer Ausgabe des „Schützenexpress“ aus dem Jahr 2020). FOTO: GÜNTHER SANDER

WÜRSELEN Über die Coronazeit und die dadurch für die Schützen-Gesellschaft entstandenen Folgen, durch die Abstinenz bedingt, nutzte unsere Zeitung die Gelegenheit, mit Präsident Hans-Peter Claessen und Vizepräsident Holger Deussen ausführlich darüber zu sprechen. Fazit: „Diese Zeit war für uns alle nicht gut“, klang es unisono durch.

Schmerzlich vermisst wurden die so gewohnten Kontakte und die Gemeinschaft allgemein. „Und ganz besonders natürlich die Kirmes sowie der beliebte Vogelschuss“, war nicht zu überhören. Zum Glück hat die Gesellschaft anderweitige Aufgaben in Angriff nehmen können. „Wir sind im Jahre 1624 als ‚Beschützende Schützen‘ gegründet worden,“ klärt der Präsident auf. „Beschützen!“ Das habe man in der Pandemiezeit gemacht. In 14-tägigem Wechsel war es Aufgabe der Mitglieder, den Ordnungsdienst in der Pfarrkirche St. Sebastianus zu übernehmen und dort Hilfe zu leisten.

Die "Schweizer Garde"

Claessen lacht: „Wir wurden am Ende schon die Schweizer Garde von St. Sebastianus genannt.“ Wen wundert‘s: Die Schützen, die den Ordnungsdienst versahen, haben ihre schmucken Uniformen im Jahresverlauf noch nie so häufig aus dem Kleiderschrank geholt und getragen. Mit den bekannten Traditionsfesten sei es schon schwierig gewesen, aber die kirchlichen Feste oder der Volkstrauertag hätten es möglich gemacht, die Uniformen zur Geltung zu bringen. Und, so Claessen und Deussen, es sei auch alles nicht ganz „so trocken gelaufen“, ab und an konnte ein gepflegtes, kühles Bierchen (oder auch Sprudelwasser) zu sich genommen werden. Da gab es zwangsläufig die nötigen Gespräche am Rande dazu.

„Sie sehen“, verkünden Claessen und Deussen stolz: „Unsere Gesellschaft war auch 2020 und 2021 präsent, wir haben unsere Hände nicht in den Schoß gelegt.“ Sei es die Begleitung beim Ordnungsdienst, beim St.-Martinszug, wo immer man gefordert war, habe man versucht, das eine oder andere gezielt anzupacken und durchzuziehen. Jetzt, im Zeichen der erkennbaren Normalität, blühe das Schützenleben wieder auf. Ob „Schützen“ oder „Beschützen.“ Auf das Nachwuchsproblem angesprochen, mit dem eine Vielzahl von Vereinen zu kämpfen haben, gibt Holger Deussen sich optimistisch.

„Bei unserer Gesellschaft wird dieses Problem weniger spürbar, erfreulicherweise rekrutieren sich junge Leute aus den drei Jungenspielen Markt-Preck, Oppen-Haal und Bissen, um dann der Gesellschaft beizutreten und gezielt mit den Schützen für deren Belange einzustehen“.

Was lief ansonsten in der Pandemie noch? 2020 wurde der „Corona-Pin“ ins Leben gerufen. Gedacht für Schützen, die sich engagiert und Einsatz gezeigt haben, so Deussen. Die Heilige Corona werde in vielen Ländern verehrt, so auch in Deutschland. In Bayern und Österreich gebe es gar Corona-Walfahrten. Seit 997 werden die Reliquien der Heiligen Corona auch in Aachen verehrt, wohin sie Kaiser Otto III. brachte, so der Vize und Hauptmann Deussen.

Aus restauratorischen Gründen liegen die Gebeine nicht mehr im Aachener Dom. Der ursprüngliche Bleisarg sei 1910 durch einen neuen, goldenen Reliquienschrein ersetzt worden und werde in der Domschatzkammer aufbewahrt und gelegentlich auch gezeigt. Der „Corona-Pin“ in Würselen ist geschmackvoll gestaltet und sehr begehrt.