Heimat, Schützen und Tradition

VON GÜNTHER SANDER
Präsident Hans-Peter Claessen: „Werden Sie Mitglied: Brauchtum leben – Heimat finden!“
Ein Blick in die Vergangenheit: Das Würselener-Urgestein, Manfred Wirtz, konnte sich bislang vier Mal den Königstitel sichern. REPRO: GÜNTHER SANDER

WÜRSELEN Für Hans-Peter Claessen sind die Begriffe „Heimat, Schützen, Tradition“ von großer Bedeutung. Es sind Werte, die er schätzt, für die er lebt und die er anderen mit großem Eifer vorlebt. Das wird im Gespräch deutlich. Bei diesen Begriffen schlägt sein (Schützen-) Herz höher: Für „seine“ St. Sebastianus Schützen-Gesellschaft.

Und das alles nicht erst seit heute. Gleich seit seinem Eintritt im Jahre 1975. Inzwischen ist Hans-Peter Claessen längst schon ein Würselener „Schützen-Urgestein“, ein Vorbild für die Gesellschaft und für seine treuen Schützenbrüder. In all den Jahren der Zugehörigkeit war es im nicht vergönnt, den Titel „König“ einzuheimsen. Dafür wurde ihm die große Ehre im Jahre 1999 zuteil: Claessen ist seit dieser Zeit „Präsident“ der renommierten Gesellschaft, die in der Stadt Würselen einen beachtlichen Stellenwert genießt. Dieses Aushängeschild wird von einem sympathischen, engagierten „Schützen-Boss“ erfolgreich geführt.

Brauchtum im Lockdown

Im Lauf der Unterhaltung fällt das Stichwort „Heimat“, für Hans-Peter Claessen „der“ Anlass, in diese Kerbe einzuschlagen. Er schwelgt in Erinnerungen, denkt an seine Düvelstadt, an den bekannten Heimatsänger Friedel Schwarz und bedient sich des Textes eines Heimatliedes das da lautet: „Dat is mie Woeschele wie vor 100 Jahren. Dat is mie Woeschele, Düvelstadt jenannt. He bin ich heam, he bin ich doch jebore. He nohm de Modder mich an den Hank.“ Claesen: „Ich weiß nicht, ob das so alles richtige geschrieben ist. Ich kann es besser singen“, lacht er.

Dann erzählt der Präsident von den letzten beiden Jahren, geprägt von der Corona-Pandemie, von Abstinenz, von fehlender Tradition und Brauchtum. „Ja, uns hat etwas gefehlt: Sich sehen, treffen, reden“, zählt Claessen auf. Das alles gehöre einfach mit zum normalen Schützen-JahresAblauf und natürlich zur Normalität. Hier habe sich gezeigt, dass der Mensch keine Insel sei. „Wir brauchen Gesellschaft und Gemeinschaft“, beteuert er und sagt: „Bei unserer Gesellschaft können dies alle leben und erleben.“

Wer zu der Gesellschaft komme, der trage mit dazu bei, eine schöne Tradition zu erhalten und die Stadt Würselen weiterhin lebenswert zu machen und das Brauchtum mit Leben zu füllen. „Wir freuen uns auf neue Mitglieder, die Begeisterung und Leidenschaft für die alte Schützentradition in der Stadt mitbringen und dafür eintreten wollen“, ermuntert Hans-Peter Claessen.

Im weiteren Gesprächsverlauf klingt durch: „Wenn eine Traditions-Schützengesellschaft kurz vor ihrem 400. Geburtstag seht, dann hält sie Brauchtum und Tradition in Würselen aufrecht. Dann unterstützt sie Brauchtum. Frei nach der Devise: „Brauchtum leben – Heimat finden! Erleben. Mitmachen. Dabei sein!“

Ein Blick in den Flyer verrät: Die St. Sebastians Schützen-Gesellschaft Würselen 1624 e.V. stellt sich vor: „Wir lieben die Tradition und das Brauchtum in Würselen. Als ältester Traditionsverein in Würselen haben wir die Verpflichtung dieses gelebte Brauchtum zu erhalten und weiter zu geben. Hier spielt der Zusammenhalt über Altersgrenzen hinweg, gepaart mit Begeisterung für gelebte Tradition, eine große Rolle. 

Als Bürgerwehr in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges gegründet, haben sich unsere Aufgaben verändert: Jedes Jahr im Januar richten wir für die Pfarrei das Fest, unseres Pfarr- und Schützenpatrons, des heiligen Sebastian, mit vielen Gästen und Vereinen aus dem gesamten Stadtgebiet, aus.

Die Liebe von Präsident Hans-Peter Claessen zu den Schützen ist groß. FOTO: SANDER

Zur ersten heiligen Kommunion helfen die Schützen in ihren Uniformen beim Ablauf der Erstkommunionsfeier. Pfingstmontag startet dann unser großes Wiesenfest mit dem Königs-Vogelschuss im Stadtgarten. Ein Bürgerfest, wo jeder gerne gesehen ist und mitmachen kann. Zehn Tage nach Pfingsten begleiten die Schützen in Uniform die alljährliche Fronleichnams-Prozession. 

Drei Wochen nach Pfingsten startet das große Brauchtumsfest Kirmes und Jungenspiele. Wir, die Schützen, sind auch hier Bestandteil der Tradition. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Gelegenheiten, mit den Schützen in Würselen zu leben und Gemeinschaft zu erleben.“

„Wir laden Sie ein“, sagt Claessen. „Werden Sie Mitglied in der ältesten Schützen-Gesellschaft Würselens.“ Erste Informationen erhalten Interessierte online unter www.sebastianusschuetzen1624wuerselen.de. Oder natürlich auch gerne Pfingsten im Stadtgarten ...


Dornröschenschlaf ist endlich beendet

Wenn Sie mich fragen, ein spürbares Aufatmen bei der St. Sebastianus Schützen-Gesellschaft Würselen 1624 e.V. ist nicht zu übersehen. Endlich! Es gibt in diesem Jahr wieder am Pfingstmontag im Stadtgarten einen Königs-Vogelschuss. Es bewegt sich was, das erste Fest nach Corona lässt die Hoffnung auf ein großes und schönes Ereignis aufkeimen.

„Schützengrün“ im Stadtgarten, ein ganz besonderes Flair, wie in den Zeiten zuvor. Und es geht wieder darum, neue Majestäten zu ermitteln. Das gab es auch noch nicht, dass die Regentschaft des amtierenden Regenten Georg Hohmann von 2019 bis 2022 andauerte. Keine Frage: Corona sorgte in allen gesellschaftlichen Bereichen für reichlich Verwerfungen. Das gilt auch für die Schützen. Nun endlich ist der Dornröschenschlaf beendet. Die Tradition hat ganz schön gelitten, jetzt heißt es wieder: Es lebe die Tradition! Auf ein Neues! Die SchützenUniformen sind längst schon auf Vordermann gebracht. Das Königs-Silber entsprechend auf Hochglanz poliert. Und noch eins: Es gibt auch wieder einen „Schützen-Express!“

Die Vorfreude wird allerorts spürbar. Jung und Alt scharren kräftig mit den Hufen. Die Donnerbüchsen kommen wieder zum Einsatz, der Holzvogel soll gehörig sein Fett abbekommen. Anfeuerungsrufe der Zuschauer am Schießstand. Anlegen, zielen, abdrücken. Und die Hoffnung, in diesem Jahr einen Titel zu gewinnen, stirbt zuletzt. Es wird hart aber fair um die Königswürde gerungen. Pardon: Geschossen! Wenn dann der Vogel nach einer Stunde kleine „Lockerungs-Erscheinungen“ erkennen lässt, gibt es auch erste vorsichtige Prognosen von den Experten, wer wohl die besten Chancen besitze, den Titel 2022 zu erringen. Gelingt es Georg Hohmann noch einmal, diesen begehrten Titel für sich zu gewinnen? Nichts ist unmöglich! Und es stellt sich zudem die Frage, welches Jungenspiel wird „Königsspiel“ im Jahre 2022? Pfingstmontag folgt die Auflösung.

Der noch amtierende „King Georg“ Hohmann musste eine lange Regentenzeit hinlegen, er repräsentierte in dieser Zeit die Gesellschaft, wenn auch eher im Verborgenen, denn es hat sich so gut wie nichts bewegt. Weder Besuche bei befreundeten Gesellschaften, noch große Festumzüge. Das alles wird nun wieder anders. Versprochen. Garant dafür dürfte dann die neue Majestät sein. Es lebe die St. Sebastianus Schützen-Gesellschaft! Es lebe der neue König! Auf beide ein dreifach kräftiges „Gut Schuss!“

Ein schönes Fest im Stadtgarten wünscht...Günther Sander