Wenn ein nicht in Würselen geborener die renommierte Schützengesellschaft St. Sebastianus seit einigen Jahren als Hauptmann vorsteht, dann hat das einen besonderen Grund. Holger Deussen ist stolz, dem ältesten Traditionsverein (wird im nächsten Jahr 400 Jahre alt) der "Düvelstadt" anzugehören. Der Hauptmann möchte das Ziel, das der Verein sich gesetzt und auf seine Fahne geschrieben hat, nämlich "gelebtes Brauchtum", weiter geben. "Wir pflegen seit fast 400 Jahren Tradition und Zusammenhalt in einer Bruderschaft über Altersgrenzen hinweg", sagt der engagierte Hauptmann stolz. Und dieses Brauchtum des rheinischen Schützenwesens sei für den Verein eine Aufgabe, es zu schützen und zu bewahren, denn es gehöre auch fest zum Maibrauchtum in der "Stadt der Jungenspiele."
Deussen hat klare, einfache Beweggründe. Ganz oben stehen Tradition und Brauchtum, die vom Mitmachen leben. Da sei es für ihn klar gewesen, dass er nach seinem Eintritt 2014 auch Verantwortung übernehmen wolle. Und er kommentiert es so: „Als Hauptmann und stellvertretender Präsident der Gesellschaft mag mein militärischer Hintergrund als Oberstleutnant der Reserve gerade beim Formaldienst hilfreich sein."
Zu den Schützen kam Deussen sprichwörtlich wie die Jungfrau zum Kind. Bei einer Feier mit Kranzniederlegung am Volkstrauertag im Jahre 2013 war es Präsident Hans-Peter Claessen, der den jungen Mann ins Visier genommen hatte und einfach ansprach. Die Frage des Präsidenten war klar: Ob er Interesse an einer Mitgliedschaft in der Gesellschaft hätte. Um richtig Appetit zu machen, schenkte Claessen dann noch Holger Deussen ein Buch, das anlässlich des 375-jährigen Jubiläums erschienen war.
Natürlich sei er dann geworden, so neugierig Deussen. Beim Patronatsfest 2014 konnte er hautnah einen Eindruck der engen Verflochtenheit der Vereine in Würselen gewinnen. Das Ende: Er stellte den Aufnahme-Antrag. Ihm lag es aber fern, als Neuling gleich in i den Vordergrund zu rücken. Daher kämpfte er Pfingstmontag nicht um die Königswürde mit. Aber die Worte des Schießmeisters Gerhard Hendriks klingen heute noch in seinen Ohren: "Wenn Du jetzt auf 8 Uhr oder auf 4 Uhr schießt, fällt der Vogel". In der Tat,,,Holger" hielt einmal drauf: Der Holzvogel gab seinen Geist auf, fiel flatternd zu Boden und gab seinen Geist auf. Was dann folgte, war ein mächtiges Donnerwetter! Vom Himmel, wohl gemerkt!
Wow! "Die Unterstützung und die Kameradschaft, die ich danach aus unserer Schützen-Gesellschaft erfahren durfte, war phänomenal. Ich engagiere mich demnach von Beginn meiner Mitgliedschaft an in unserer Gesellschaft", so der Hauptmann. Und „der" weiß, die habe sogar die schönsten Uniformen."
Holger Deussen, nicht in Würselen geboren, aber seit 1993 dort wohnhaft, ist längst schon ein "Mann der Düvelstadt." Er kennt das Vereinsleben in dieser Stadt und liebt es, hat er doch viele, viele nette Menschen kennengelernt. Und das sind auch "die" Menschen und "das" Vereinsleben, die lebens- und liebenswert machen. Allein Würselen auf einer Veranstaltung, in einem Zelt. Das kennt Deussen lang schon nicht mehr. Im Gegenteil: Bis 2014 habe er in Würselen gewohnt, seit 2014 lebe er in Würselen. Wenn man hier lebe und wohne, sei eine Mitgliedschaft in örtlichen Vereinen zu empfehlen.
Ja, Tradition und Brauchtum sind es, die dem Hauptmann sehr am Herzen liegen. Sein Ziel ist es, junge Menschen zu begeistern. Denn nach der Zeit in den Jungenspielen haben junge Menschen die Gelegenheit, das gemeinsame Brauchtum generationsübergreifend weiter zu leben. "In unserer Schützengesellschaft findet man nach der Zeit in den Jungenspielen weiterhin Gemeinschaft, Geselligkeit und Freude". Punkt zwei sei, dass man Neubürger an das Vereinsleben der Heimatstadt heranführen müsse. Mit der Frage: Willst Du hier wohnen oder willst Du hier leben?
Und der Hauptmann ist schon in Erwartung auf das, was Pfingstmontag bevor steht. Eines ist klar, es wird wieder ein zentraler Tag für die Schützengesellschaft, wenn im Stadtgarten die historischen Donnerbüchsen dominieren und für Furore sorgen. Nach getaner Arbeit, mit dem neuen Schützenkönig, beginnt dann ein neues Schützenjahr. Und sogar ein ganz großes: Das 400-jährige Jubiläum steht vor der Tür. Für die Würselener Schützen etwas Besonderes. (der)