Breuers Häuschen in Düren: Bock auf Nostalgie

Kunden- und bedarfsorientierte Küche mit Retro-Gerichten: Toast Hawaii, Königin Pastetchen, Strammer Max, Clubsandwich, Eier Mimosa mit Schinkenröllchen, Birne Helene oder Pfirsich Melba, uvm.
Armin Bongartz (hier mit Hund Kiew'o) findet, dass in der Gastronomie eine immer weniger gut gemachte deutsche Küche angeboten wird. Er bedauert das - vor allem, weil er glaubt, dass ein Großteil der Bevölkerung diese vermisst. FOTO: JANOU MÜLLER-BEUERMANN

Armin Bongartz ist immer für eine Überraschung gut und für den ein oder anderen markigen Spruch, wenn ihm etwas buchstäblich nicht schmeckt oder sauer aufstößt. Sein Breuers Häuschen ist bekannt für eine frische, hausgemachte, gutbürgerliche Küche mit Abwechslung. Pfifferlinggerichte folgen auf jene mit Spargel. Es gibt spanische Wochen mit klassischen Gerichten vom Jakobsweg (den Bongartz gut ein Dutzend Mal gelaufen ist), oder italienische Wochen, bei denen Highlight die im massigen Parmesanlaib gewälzten Bandnudeln sind. Nur um einige Beispiele zu nennen.

Jetzt hat Bongartz mächtig Appetit auf Nostalgie: Toast Hawaii, Königin Pastetchen, Strammer Max, Clubsandwich, Eier Mimosa mit Schinkenröllchen, Birne Helene oder Pfirsich Melba - alles, was Oma und Opa mit Hingabe in den 1950er oder 1960er Jahren verzehrt haben. „Ich habe richtig Bock drauf, das im Breuers Häuschen anzubieten“, sagt Bongartz. Die Retrokarte sei eine Art Verneigung vor den 80 Prozent seiner Stammgäste, die er künftig zu Traumreisen in die Vergangenheit einladen wolle, erklärt er. Um im selben Atemzug zu sagen: „Vielleicht bringt das auch andere Gastronomen auf eine zündende Idee“.

Bongartz ist der Meinung, dass viele seiner Kollegen erfinderischer sein und ein kunden- und bedarfsorientierteres Kulinarikangebot liefern könnten. So bedauert er beispielsweise die seiner Meinung nach verloren gegangene Vielfalt einer gut gemachten deutschen Küche im Kreis Düren zugunsten einer wachsenden „Nischenküche“, wie Bongartz sie nennt, die dem Geschmack eines Großteils der Bevölkerung nicht entspreche. „Damit verschwinden unsere gastronomischen Wurzeln zunehmend von der Bildfläche“.

Sein Appell an die Kollegen lautet deshalb: „Orientiert Euch wieder am Appetit der Mehrheit. Lasst ausgebildete Fachkräfte an den Herd, die selbst kochen. Verabschiedet das ungeschulte Personal, das lediglich Convenience-Produkte in Fritteusen oder Mikrowellen bringen kann. Setzt auf saisonale, regionale Produkte und damit auf örtliche Lieferanten. Dann seid ihr in der Preisgestaltung flexibler. Und für die Kunden wieder attraktiver.“ Alles andere ist in Bongartz' Augen „Sparen an der falschen Stelle“.

Was ihn zum nächsten Thema führt: Inflation und Preissteigerungen. Der Industrie wirft Bongartz vor, unter falschen Vorgaben größte Gewinne einzustreichen. So würden nach oben geschraubte Mindestbestellmengen und erhöhte Lieferpauschalen beispielsweise mit gestiegenen Spritpreisen begründet. „Dabei sind diese wieder bei einem Niveau gelandet, das der Zeit vor dem Russland-Angriffskrieg auf die Ukraine entspricht“, ärgert sich Bongartz. „Da muss man sich fragen, inwieweit man so eine Preispolitik weiter mittragen möchte.“ Auch er müsse im Breuers Häuschen inzwischen die Preise um fünf Prozent erhöhen. „Das ist aber einem erhöhten Personalkostenbedarf geschuldet. Die Inflation jedenfalls nehme ich auf meine Kappe und gebe sie nicht an meine Kundschaft weiter.“

Bongartz hat das Breuers Häuschen im Jahr 2020 übernommen - und die Pandemie überlebt, weil er seine qualitativ hochwertige Hausmannskost konsequent als Take-Away-Gerichte verkauft hat (und das To-go-Angebot bis heute als Option vorhält). Von Anfang an setzte er dabei auf Mehrweg-Geschirr, um die Umwelt zu entlasten. Jetzt zürnt ihn ein seit März eingerichtetes Meldeportal von Greenpeace, über das Bürger Verstöße gegen die gesetzliche Mehrweg-Angebotspflicht direkt bei den Landesbehörden anzeigen können, wenn die kommunalen Behörden vor Ort mit den Kontrollen in den Betrieben nicht nachkommen. „Das ist Aufforderung zum Denunziantentum“, schimpft Bongartz. Er fragt sich: „Warum kann die Politik nicht einfach Einweg-Plastikgeschirr verbieten, anstatt komplizierte Ausnahmegenehmigungen von dieser Regel zu formulieren. Damit findet doch jeder einen Grund, warum gerade für ihn die Mehrweg-Angebotspflicht nicht gilt. Damit wird das Vorhaben aufgeweicht und ist genau genommen für die Katz. Für mich macht so eine Art Politik absolut keinen Sinn.“ (jab)

Breuers Häuschen

Valencienner Str. 98,
52355 Düren
Telefon: 02421/9599090
www.breuers-häuschen.de