Wiederaufbau in Stolberg wird noch Jahre dauern

Wiederaufbau - eine riesige Chance für positive Stadtentwicklung: Neue Wiederaufbaugesellschaft zur Planung und Ausführung des Projekts gegründet. Start des Abrisses des Rathauses ist in Kürze.
Bürgermeister Patrick Haas im Steinweg, dessen Sanierung und Wiederbelebung bestens läuft. FOTO: MARCEL HAUPT

„Der Wiederaufbau ist eine riesige Aufgabe, die uns noch viele Jahre begleiten wird.“ Das sagte Stolbergs Bürgermeister Patrick Haas bereits kurz nach der Jahrtausendflut, die am 14. und 15. Juli 2021 in der Stolberger Innenstadt sowie in Zweifall, Vicht, der Atsch und in kleineren Bereichen Schevenhüttes und Gressenichs große Zerstörungen verursacht hat.

Alleine an öffentlichen Gebäuden, Straßen und Brücken belaufen sich die Kosten für den Wiederaufbau auf mindestens 225 Millionen Euro. „Die Summe zeigt, wie umfangreich der Wiederaufbau in unserer Stadt ist. Wir mussten deshalb zügig Strukturen schaffen, um die Geschwindigkeit des Wiederaufbaus zu erhöhen“, so Haas.

Aus diesem Grund hat Stolberg als eine der ersten hochwasserbetroffenen Kommunen eine städtische Wiederaufbaugesellschaft gegründet, die den Wiederaufbau plant und ausführt. „Durch die Wiederaufbaugesellschaft konnten wir weiteres sehr qualifiziertes Personal für den Wiederaufbau gewinnen, das darüber hinaus über die Wiederaufbauhilfe bei Land und Bund geltend gemacht werden kann“, erklärt Haas. Die so entstandene „Kupferstädter Bau- und Projektmanagement GmbH“ arbeite inzwischen voll besetzt in Zusammenarbeit mit den Fachämtern der Stadtverwaltung an über 20 noch offenen Wiederaufbauprojekten. 

Die wichtigste Leitlinie des Wiederaufbaus für die Stadt Stolberg ist dabei: Die Stadt soll schöner wiederaufgebaut werden, als sie vorher war: „Klar ist: Wenn wir einfach alles eins zu eins wieder so aufbauen wie vorher, haben wir eine riesige Chance für eine positive Stadtentwicklung vertan“, so Haas.

Kita wird Dorfmitte

Es gibt viele Beispiele, an denen dieser Grundsatz deutlich wird. So baut die Stadt die Kita Vicht nicht einfach wie vorher wieder auf, sondern gestaltet sie auch im Raumkonzept deutlich moderner und ergänzt den Bau mit Räumlichkeiten für heimische Vereine und Ehrenamtliche: „Die Kita Vicht wird so gleichzeitig auch als Dorfmitte mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten funktionieren.“

Auch die Feuerwehrgerätehäuser werden wegen des Hochwasserschutzes teilweise verlegt und im Zuge ihrer Sanierung oder Neubaus an die modernen Anforderungen der Feuerwehr angepasst.

Das sanierte Untergeschoss der Grundschule Zweifall entspricht nun modernsten baulichen Anforderungen und auch die Zweifaller Kita wird unter Einbezug eines benachbarten Kirchengebäudes deutlich moderner und auch größer geplant.

Aufenthaltsqualität am Weiher

Sichtbar ist das Konzept schon jetzt an bereits fertiggestellten Wiederaufbauprojekten. Der Bereich Bastinsweiher ist nicht nur ökologisch wertvoller gestaltet, sondern bietet auch mehr Aufenthaltsqualität und einen modernen Spielplatz. Selbiges gilt für den Spielplatz Arnoldsmühle, der nach der vollständigen Zerstörung durch die Flut nun mit neuen und modernen Geräten wieder zur Verfügung steht.

„Eines der größten Erfolgsmodelle unseres Wiederaufbaus wird aber sicherlich auch die Neugestaltung des Steinwegs“, freut sich der Bürgermeister. „Im jetzt schon fertig gepflasterten Teil ist deutlich sichtbar, wie schön unsere Einkaufspassage bald auf ganzer Länge aussieht.„Diese bauliche Aufwertung in Kombination mit dem großen Erfolg der Ansiedlung neuer Läden und der Umsetzung des Burgkonzeptes wird dazu führen, dass unsere Innenstadt deutlich an Attraktivität für Einheimische und Touristen gewinnen wird.“

Stand jetzt konnten durch das Sofortprogramm Innenstadt schon 40 neue Ladenlokale in ehemaligen Leerständen angesiedelt werden. „Und auch die allermeisten etablierten Läden haben nach der Flut wiedereröffnet. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Rathaus kommt zum Schluss

Das größte Projekt bleibt indes der Neubau des Stolberger Rathauses: „Auch hierbei ist uns wichtig, dass wir hinsichtlich klimaneutraler Bauweise, Wirtschaftlichkeit und Bürgerfreundlichkeit des neuen Rathauses Maßstäbe setzen“, erklärt Haas. Der Abriss im Innenbereich beginnt in Kürze. Nach dem Innenbereich wird das Rathaus dann von oben abgetragen. Die Planungen zum Neubau laufen parallel weiter. „Trotzdem haben wir von Anfang an gesagt: Das Rathaus ist das letzte Wiederaufbauprojekt, das wir abschließen werden.“

Der Wiederaufbau, daraus macht auch der Bürgermeister keinen Hehl, werde noch Jahre dauern. Gleichzeitig sei aber auch schon unglaublich viel geschafft, vor allem, wenn man sich die Bilder der umfassenden Zerstörung Stolbergs vor drei Jahren ins Gedächtnis rufe.
(red)