EWV im September wieder in die Ketschenburg: Der Wiederaufbau geht sichtbar voran

Drei Jahre nach der Flut sind die ersten großen Projekte fertig: Die neu gegründete Wiederaufbaugesellschaft folgt die Leitlinie "schöner wiederaufgebaute Stadt, als vorher"
Das Kundenzentrum der EWV nach der Flut. FOTO: EWV

„Der Wiederaufbau ist eine riesige Aufgabe, die uns noch viele Jahre begleiten wird.“ Das sagte Stolbergs Bürgermeister Patrick Haas bereits kurz nach der Jahrtausendflut, die am 14. und 15. Juli 2021 in der Stolberger Innenstadt sowie in Zweifall, Vicht, der Atsch und in kleineren Bereichen von Schevenhütte und Gressenich große Zerstörungen verursacht hat. Alleine an öffentlichen Gebäuden, Straßen und Brücken belaufen sich die Kosten für den Wiederaufbau auf mindestens 225 Millionen Euro.

Stolberg hat als eine der ersten vom Hochwasser betroffenen Kommunen eine städtische Wiederaufbaugesellschaft gegründet. Die so entstandene „Kupferstädter Bau- und Projektmanagement GmbH“ arbeitet inzwischen voll besetzt in Zusammenarbeit mit den Fachämtern der Stadtverwaltung an über 20 noch offenen Wiederaufbauprojekten.

Der Steinweg blüht wieder auf - hier beim Afterwork Markt. FOTO: DIRK MÜLLER
Der Steinweg blüht wieder auf - hier beim Afterwork Markt. FOTO: DIRK MÜLLER

Die wichtigste Leitlinie des Wiederaufbaus für die Stadt ist dabei: Die Stadt soll schöner wiederaufgebaut werden, als sie vorher war: „Klar ist: Wenn wir einfach alles eins zu eins wieder so aufbauen wie vorher, haben wir eine riesige Chance für eine positive Stadtentwicklung vertan“, so Haas.

Es gibt viele Beispiele, an denen dieser Grundsatz deutlich wird. So baut die Stadt die Kita Vicht nicht einfach wie vorher wieder auf, sondern gestaltet sie auch im Raumkonzept deutlich moderner und ergänzt den Bau mit Räumlichkeiten für heimische Vereine und Ehrenamtliche. Auch die Feuerwehrgerätehäuser werden wegen des Hochwasserschutzes teilweise verlegt und im Zuge ihrer Sanierung oder Neubaus an die modernen Anforderungen der Feuerwehr angepasst. Das sanierte Untergeschoss der Grundschule Zweifall entspricht nun modernsten baulichen Anforderungen und auch die Zweifaller Kita wird unter Einbezug eines benachbarten Kirchengebäudes deutlich moderner und auch größer geplant.

Erfolgsmodell Steinweg

Sichtbar ist das Konzept schon jetzt an bereits fertiggestellten Wiederaufbauprojekten wie etwa der Bereich Bastinsweiher oder dem Spielplatz Arnoldsmühle. „Eines der größten Erfolgsmodelle unseres Wiederaufbaus wird aber sicherlich auch die Neugestaltung des Steinwegs“, freut sich der Bürgermeister.

„Im jetzt schon fertig gepflasterten Teil ist deutlich sichtbar, wie schön unsere Einkaufspassage bald auf ganzer Länge aussieht. Stand jetzt konnten durch das Sofortprogramm Innenstadt schon 40 neue Ladenlokale in ehemaligen Leerständen angesiedelt werden. „Und auch die allermeisten etablierten Läden haben nach der Flut wiedereröffnet. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Damit rennt er bei der Gesellschaft für Stadtmarketing offene Türen ein. Sprecherin Marita Matousek: „Der Aufbau in der Innenstadt geht voran und wir werden wieder eine lebendige und lebenswerte Stadt. Alte und neue Geschäfte haben sich wieder angesiedelt und bilden im Steinweg, auf der Rathausstraße und auf der Salmstraße ein Netz der Versorgung und weitere Geschäfte werden Dank der Förderung ,Kupferladen folgen.“

Das größte Projekt bleibt indes Wirtder Neubau des Stolberger Rathauses, von Beginn als Abschluss des Wiederaufbaus vorgesehen: „Auch hierbei ist uns wichtig, dass wir hinsichtlich klimaneutraler Bauweise, schaftlichkeit und Bürgerfreundlichkeit des neuen Rathauses Maßstäbe setzen“, so Haas. Der Abriss im Innenbereich beginnt in Kürze. Danach wird das Rathaus dann von oben abgetragen.

Zurück in die Ketschenburg

Bei der EWV (Energie- und Wasserversorgung GmbH) ist man schon einen Schritt weiter. „Es war ein einschneidendes Erlebnis für uns“, so Vertriebsleiter Patrick Schnier. Schnell stand für die Geschäftsführung fest, dass hier unfassbar viel Arbeit ansteht. „Für uns war klar, dass wir die Versorgung der Menschen, den Informationsfluss und die Ansprechbarkeit der EWV schnellstmöglich wiederherstellen müssen“, erinnert sich Yvonne Rollesbroich, Leiterin der Kommunikation.

Was gar nicht so einfach war: Schließlich hatte es die Unternehmenszentrale, die alte Ketschenburg-Brauerei, extrem schwer getroffen. Dank der Unterstützung durch das Tochterunternehmen Regionetz war ein Krisenstab am Standort Weisweiler schnell eingerichtet. Von dort aus wurde die Krise gemanagt. Schnell wurden auch provisorische Kundenberatungsmöglichkeiten geschaffen. Der Container auf dem Willy-Brandt-Platz zeugt noch heute davon. Aber nicht mehr lange: Am Montag, 2. September, wird die „Ketschenburg“ am Willy-Brandt-Platz 2 wieder öffnen.

Mit dem neuen EWV Service-Center, das den gesamten Service und alle Angebote der EWV bündelt. „Wir freuen uns schon sehr darauf. Wir haben viele Verbesserungen vorgenommen. Nicht nur optische. So gehen wir mit einer neuen Besuchersteuerung per digitalem Wartesystem oder zuvor buchbaren Terminen an den Start“, so Patrick Schnier. 

Der Wiederaufbau war ein schwieriges Unterfangen. „Schließlich waren manche Schäden erst gar nicht sichtbar. Das betraf die eigene Stromversorgung, unsere IT, die Heizanlage und auch ganze Gebäudeteile. Dank unserer Fachleute und den Fachfirmen konnten wir aber in den letzten drei Jahren den Firmensitz wieder neu aufbauen. An alter Stelle und mit sehr viel Herzblut“, so EWV-Geschäftsführer Nicolai Bedenbecker.
(red)