Umsiedlungen sind ein Thema

Masterplan Hochwasserschutz: Langfristig keine Wohnhäuser mehr in den Bereichen Schnorrenfeld und Vicht Brücke.
Kritischer Bereich: Die Mündung der Vicht in die Inde stellt eine Engstelle dar. FOTO: CAROLINE NIEHUS

Vertreter des Wasserverbandes Eifel-Rur (WVER), Martin Kaleß (Projektleiter des Masterplans) und Joachim Reichert, stellten jüngst die Ergebnisse des Masterplans „Hochwasserresiliente Stadtentwicklung“ für Stolberg im Rathaus vor. Dabei ging es auch um Umsiedlungen. 

Man wisse, dass dieses Thema ein bisschen Sprengstoff habe, so Kaleß, „aber es ist so, dass es Flächen gibt, die im Hochwasserfall sehr ungünstig bebaut sind und die man nach heutigem Kenntnisstand auch nicht mehr bebauen würde.“ Das gelte vor allem für die Straße Schnorrenfeld, für die die Expertenrunde langfristig eine „sozialverträgliche, einvernehmliche Umsiedlung“ empfiehlt, um Raum für den Fluss zu schaffen.

Der WVER weist darauf hin, dass es sich bei den vorgesehenen Maßnahmen nicht um kurzfristige Lösungen handelt. Bereits Ende März hatte Gewässerdezernent Gerd Demny im Gespräch mit Stolberger Zeitung/Stolberger Nachrichten betont, dass solche Angelegenheitenlangfristig zu sehen seien. Niemand werde einfach von seinem Grundstück verscheucht, aber Eigentümerwechsel könnten zum Beispiel eine Gelegenheit bieten, die Flächen danach anders zu nutzen. Dazu könnte auch ein Vorkaufsrecht für die Kommunen beitragen.

„Im Bereich Schnorrenfeld müssen die Eigentümer schon bei kleineren Hochwasserereignissen mit Schäden rechnen“, so Kaleß. Die Straße liegt kurz vor der Stelle, an der die Inde in die Vicht mündet und ist somit zwischen den beiden Flüssen angesiedelt.

Auch in Zweifall und Vicht haben die Experten Gebäude identifiziert, die am besten langfristig umgesiedelt werden sollten. So müsse zum Beispiel für die Wohnbebauung an der Brücke in Vicht geprüft werden, ob sie nicht auf hochwassersichere Flächen verlegt werden könnten. Für Zweifall schlagen die Fachleute die Umsiedlung der Feuerwache sowie die Verlegung der Ansiedlungen und Lagerflächen südlich der Vicht und nördlich des Hasselbachs vor.

Machbarkeitsstudien sollen zeigen, ob Hochwasserrückhaltebecken an den Nebengewässern umsetzbar und sinnvoll sind. Dabei geht es um Becken am Hasselbach, am Eigertssief und am Rüstbach. Ebenfalls geprüft werden soll die Möglichkeit eines Entlastungsstollens für den Hasselbach, über den Hochwasser in die Wehetalsperre abgeleitet werden könnte.

In Zweifall stellen zwei Eigentümer (privat und evangelische Kirche) ihre Grundstücke zur Verfügung, damit der Hasselbach aufgeweitet werden kann und zusätzlich einen Abschlaggraben erhält. „Der Hasselbach mündet quasi senkrecht in die Vicht. Das ist bei normalem Wasserstand kein Problem, im Hochwasserfall erzeugt das aber einen gefährlichen Rückstau. Mit dem Abschlaggraben würde das Wasser in einem flacheren Winkel in die Vicht geleitet“, erklärt Kaleß. Treibgutfallen im Oberlauf der Vicht seien zudem kurzfristig umsetzbare, aber wirkungsvolle Ideen. „Damit sinkt zwar nicht die Menge des Wassers, aber definitiv die Zerstörungskraft“, so der Projektleiter. Zukünftige Verhandugen mit Grundstückseigentümern sieht man beim WVER optimistisch entgegen. „Das Bewusstsein für den möglichen Nutzen der Maßnahmen ist geschärft, weil die Menschen gesehen haben, was Wasser anrichten kann“, so Kaleß. (red)