Es war heiß, es waren Sommerferien – und das Freibad in Übach-Palenberg hatte geschlossen. Vor ziemlich genau einem Jahr musste das Ü-Bad eine Woche lang in der wichtigsten Zeit des Jahres die Türen zu lassen. Und auch sonst ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu unregelmäßigen Öffnungszeiten und Schließungen gekommen. Was vor allem am Personalnotstand lag.

So sollte es nicht weitergehen und darum musste eine Lösung her. „Wir haben gemerkt, dass professionelle Unterstützung notwendig ist“, sagt Monique Raeune, Bereichsleiterin für Gebäudemanagement in Übach-Palenberg. Denn in vielem stoße die Verwaltung auch an fachliche Grenzen. „Das Schwimmbad hat Potenzial, das man noch besser nutzen kann.“
Also wurde die Firma GMF mit der Restrukturierung und der Reorganisierung des Ü-Bads beauftragt, die nun seit Anfang Juni dort tätig ist. „Es ist gar nicht unüblich in kommunal geführten Bädern, eine externe Firma zu beauftragen“, weiß Sebastian Poppek, Projektleiter bei GMF. „Denn die Regelwerke haben sich verschärft.“ Viel müsse heute bei dem Betrieb eines Schwimmbads beachtet werden, denn Regelungen wie beispielsweise die Datensicherungsverordnung, Kassenverordnung, Brandschutzverordnung und DIN-Normen seien in den vergangenen Jahren verschärft worden, eine Umsetzung also komplexer. Und ein Schwimmbad sei nunmal nicht unbedingt das Kerngebiet einer Stadtverwaltung. „Wir hingegen machen nichts anderes und haben für jeden Bereich Fachleute“, sagt Poppek. „So können wir einen rechtssicheren Betrieb gewährleisten.“
Die Münchener Firma, die auf Freizeitsysteme spezialisiert ist, betreibt in ganz Deutschland Schwimmbäder und Thermen und unterstützt Kommunen bei der Restrukturierung ihrer Bäder. Anderthalb Jahre wird sich GMF ums Ü-Bad kümmern und es auf die Zukunft ausrichten. 298.000 Euro hatte die Stadt für diese Dienstleistung zunächst einkalkuliert. „Das Angebot der GMF war aber günstiger“, sagt Monique Raeune.
Zur Aufgabe von GMF gehört es zum einen, den Betrieb sicherzustellen, sodass die Öffnungszeiten eingehalten und keine Schließungen mehr nötig werden. Zum anderen soll das Ü-Bad attraktiver werden. Mehr Attraktivität – das klingt zunächst nach spektakulären Maßnahmen wie mehr Schwimmbecken oder einer neuen Rutsche. Doch hier geht es vor allem um viele Kleinigkeiten. „Auch zum Beispiel ein Kassensystem kann ein Schwimmbad attraktiver machen“, erklärt Poppek. Je einfacher und bequemer der Kauf eines Tickets und das Betreten des Bads ohne Wartezeiten ist, desto attraktiver mache das das Schwimmbad. Ebenso gehöre eine übersichtliche Homepage oder ein gutes Gastro-Angebot dazu.
Doch bis erste Ergebnisse m Ü-Bad sichtbar werden, kann es noch etwas dauern. Der Gast wird vorerst nicht merken, dass eine Restrukturierung stattfindet. Denn das meiste läuft hinter den Kulissen ab. Poppek verbringt kaum Zeit am Wasser des Freibads, sondern eher im Keller bei der Technik und im Büro bei den Unterlagen. Im besten Fall merken die Besucher seine Arbeit, weil das Ü-Bad nicht schließen muss. Erst im kommenden Jahr könnten Ergebnisse sichtbar werden.
Momentan macht das Team von GMF eine Bestandsaufnahme des Ü-Bads. „Das klingt lapidar, ist aber komplex“, sagt Poppek. Es ist nicht damit getan, sich einmal im Freibad umzusehen, was es so gibt, sondern es müssen unter anderem Prozesse hinterfragt, Unterlagen gesichtet und die Technik betrachtet werden. Drei bis sechs Monate dauert diese Bestandsaufnahme.
Daher kann Poppek auch noch keine erste Einschätzung geben. „Das Angebot im Ü-Bad ist nicht verkehrt“, meint er. „Doch einzelne Punkte jetzt isoliert zu betrachten, spiegelt nicht das Gesamtbild wider. Die Prozesse beeinflussen sich alle gegenseitig.“
Nach der Bestandsaufnahme soll in einem nächsten Schritt mit Schulen, Vereinen und Bürgern gesprochen werden, um herauszufinden, wie das Ü-Bad attraktiver werden kann. Dann werden Arbeitsprozesse angepasst, das Personal geschult und die Betriebsleitung gecoacht. Auch wie das Bad mit Blick auf den hohen Energieverbrauch nachhaltiger gestaltet werden kann, wird Thema der Untersuchung sein.
„Die Grundausrichtung des Ü-Bads ist entscheidend für seine Zukunft“, sagt Poppek. „Man muss sich auf eine Nutzergruppe fokussieren und sie gezielt ansprechen.“ So könne man sich auf dem Markt behaupten. Denn in der Region gibt es viele Schwimmbäder, die Kunden anziehen. Und wenn sich alle umliegenden Bäder beispielsweise auf Familien mit jungen Kindern konzentrieren, könnte man in Übach-Palenberg eine andere Richtung einschlagen.
Doch welche Zielgruppe wird das sein? Senioren? Schüler? Sportschwimmer? Und wie wird das Angebot auf sie angepasst? Wird es ein weiteres Becken geben? Wird das Kursangebot ausgeweitet?
Das alles sind Möglichkeiten, die in den kommenden anderthalb Jahren geprüft werden. Noch sei die Arbeit nicht so weit, Konkretes zu sagen. „Ich möchte aber erstmal nichts ausschließen“, sagt Poppek.